Nordirland-Drama

“Hunger”: Biografie eines verhungerten IRA-Häftlings

Kino
02.06.2010 15:38
Belfaster Frauen, die mit Mülleimerdeckeln auf den Boden schlagen. Eine Geste, die aufrütteln soll, die den Blick der Weltöffentlichkeit schärfen soll. Doch nichts geschieht in diesem Sommer 1981, in dem zehn IRA-Häftlinge in den Hungerstreik treten, um als politische Gefangene wahrgenommen zu werden.

Zellenwände, mit Kot beschmiert - stummer Protest gegen die monströsen Erniedrigungen, die diesen selbstgewählten Kreuzweg durchziehen. Knüppel in Wärterfäusten, die auf nackte Kreaturen einprügeln. Auflösung von Mitleid und Moral. Und ein Mann, Bobby Sands (Michael Fassbender), der sich als ausgemergelter Lazarus auf eine schauspielerische Tour de force einlässt, wie man das so noch nie gesehen hat.

Regisseur Steve McQueen, der Londoner bildende Künstler, lässt Kamera-Einstellungen unbarmherzig lange verharren, so lange, bis diese Bilder unser Bewusstsein durchtränkt haben und sich die Fiktion mit der Wahrheit eines öffentlichen Todes misst. Ein ergreifender Film über das bewusste Hinscheiden und die damit verbundenen seelischen Qualen. Wenn letztlich die rohe Gewalt an der Größe des Martyriums scheitert, bleibt ein Stück verstörender Zeitgeschichte zurück, das sich dem Vergessen verweigert.

von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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