Studie zu Gletscherehe

Ötztal-Pitztal: Nackte Zahlen gegen die Emotionen

Tirol
22.10.2019 16:30

Der projektierte Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal sorgt seit Jahren für einen „Glaubenskrieg“. Die Tiroler Wirtschaftskammer hat keine Parteienstellung, untermauerte aber nun mit einer wirtschaftlichen Analyse, wie wichtig das Großprojekt für die Region sei.

„Bisher wurde immer nur über die Umwelteingriffe geredet, aber nie über die regionalen wirtschaftlichen Auswirkungen“, bedauert Stefan Garbislander, Leiter der WK-Abteilung für Wirtschaftspolitik, Innovation und Strategie. Daher präsentierte man in einem Medien-Hintergrundgespräch die Zahlen, die den positiven Schub durch die „Gletscherehe“ verdeutlichen sollen. Es beinhaltet – wie mehrfach berichtet – vier Seilbahnen im Gebiet um den Linken Fernerkogel und Grabkogel. Zur skitechnischen Verbindung ist zudem ein 614 Meter langer Tunnel nötig, samt obligatorischer Beschneiung.

Wertschöpfung enorm
Die präsentierte Studie stammt von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung unter Stefan D. Haigner, der vorrechnete: „Die einmalige Wertschöpfung durch Investitionen würde fast 200 Millionen Euro betragen, allein in Tirol 140 Millionen Euro.“ Hinzu kämen jährliche Effekte durch den Betrieb (Tirol: 38,6 Millionen Euro).

Weitere berechnete positive Folgewirkungen
Rund 265.000 zusätzliche Nächtigungen sollen 46,9 Millionen Euro Erlös für die Region bringen. Etwa 30.000 zusätzliche Tagesgäste mit Ausgaben von je 75 Euro würden 2,2 Millionen Euro an Mehreinnahmen bedeuten. Gerechnet wird mit sechs Jahren Bauzeit. Allein die einmaligen Investitionen würden in Österreich mehr als 1600 Jobs sichern, davon rund 1200 in Tirol. Der laufende Betrieb würde rund 360 Arbeitsplätze in Tirol bringen, in Restösterreich weitere 90.D em Staat würden beim Bau rund 68,1 Millionen Euro an Abgaben zufallen (vorwiegend aus Löhnen und Umsatzsteuer). Im laufenden Betrieb wären es jährlich 2,4 Millionen Euro.

Schäden überschaubar?
Garbislander betonte, dass es für den zweifellos nötigen Eingriff in die Natur „Kompensationen und keine irreversiblen Schäden“ gebe. Die zusätzliche Pistenfläche mache mit 0,58 km² nur ein winziges Plus bei der tirolweiten Pistenfläche aus, nämlich 0,45 Prozent.

11.200 Seiten eingereicht
Das Großprojekt mit inzwischen 11.200 Seiten und 700 Plänen steckt in der Umweltverträglichkeitsprüfung. Mehrfach mussten die Betreiber Details nachliefern. Erstmals ausgearbeitet wurden die Pläne für den Zusammenschluss der beiden Gletscherskigebiete bereits im Jahr 2013.

Petition der Gegner läuft
Gegner der „Gletscherehe“ machen nun mit einer Petition Druck, die gestern bei 4481 Unterschriften stand. Dahinter steht Umweltaktivist Gerd Estermann aus Mötz: „Nur allzu oft wird in der Diskussion das Bild vom verarmten Pitztal strapaziert, das einer Überprüfung der Realität nicht standhält. Nach unseren Vorstellungen liegt die Zukunft nicht im grenzenlosen Wachstum, sondern in einer durch hohe Qualität und Wertschöpfung geprägten Konsolidierung.“ Am 24. Oktober um 18 Uhr lädt man im Patagonia-Laden in Innsbruck (M.-Theresienstraße 57) zur Infoveranstaltung.

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