Schauspielhaus Graz:

Bejubelte Premiere von Dürrenmatts „Die Physiker“

Steiermark
19.10.2019 14:14

Auf die Bedrohungen des Kalten Krieges hat Dürrenmatt 1962 mit seiner Groteske „Die Physiker“ reagiert. Auf heutige weitaus vielschichtigere Bedrohungsszenarien antwortet Regisseurin Claudia Bossard in ihrer Fassung fürs Schauspielhaus mit der gelungenen Überzeichnung des Werks.

Wissenschaft und Verantwortung sind zentrale Themen, mit denen sich Dürrenmatt in seinem Erfolgsstück (damals ging es um die atomare Aufrüstung) auseinandersetzt. Dabei spielt er souverän mit den verschiedenen Ebenen der Realität, wenn sich vermeintlich Wahnsinnige im Sanatorium austoben und Schwestern umbringen, während das vermeintlich normale Team um Ärztin Mathilde von Zahnd einen Irrsinn ganz anderer Art an den Tag legt.

Viele Ebenen der Realität
All diesen Ebenen fügt Regisseurin Claudia Bossard noch weitere hinzu, indem sie Bilderforscher Aby Warburg ins Geschehen flicht und zahlreiche popkulturelle Zitate; schließlich noch alle Männerrollen mit Frauen besetzt und umgekehrt. Das birgt freilich jede Menge Komik, vor allem, wenn die Männer in Frauenkleidern so bezaubernd agieren wie hier, nimmt aber einmal mehr einer Schauspielerin die Chance auf eine große, dazu noch überaus perfide Rolle. Schade! Das Potenzial wäre da, denn eines macht diese Produktion wieder deutlich: Das Grazer Haus verfügt über ein großartiges Ensemble.

Hinreißende Schauspieler
Sarah Sophia Meyer als Möbius, Tamara Semzov als Einstein und Julia Franz Richter als Newton pendeln mit Verve zwischen Wahnsinn und Methode. Oliver Chomik ist eine hinreißende Frau Rose, Matthias Ohner als Oberschwester ein Glücksfall und Andri Schenardi als Fräulein Doktor eine Offenbarung. Frieder Langenberger gibt einen berührenden und stimmstarken Einstand als Schwester Monika. Und auch Beatrix Doderer überzeugt bei ihrem Ensemble-Debüt. Sie und Susanne Konstanze Weber geben ein herrliches, an alten Fernseh-Krimis geschultes Ermittler-Duo ab.

Zeitgemäß und gute Unterhaltung
Unverzichtbar in dieser Version: die Musiker Alice Peterhans, Anna Tropper-Lener und Paul Öllinger, die wunderbare Mitspieler sind. Ganz so wie Bühne und Kostüme von Frank Holldack und Elisabeth Weiß. Allen gemeinsam gelingt es, „Die Physiker“ vom Staub zu befreien, sie sehr heutig wirken zu lassen - und darüber hinaus jede Menge turbulente Unterhaltung zu bieten.

Alle Infos und die Karten bekommt man hier.

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