WLV-Großprojekt

Bollwerke gegen die „Monster-Lawine“ erneuert

Tirol
19.10.2019 13:30

Ungeheure Schneemassen donnerten im Jänner von der Innsbrucker Nordkette ins Tal. Nahe der Arzler Alm wurden Schutzbauten beschädigt und uralter Schutzwald zermalmt. Die Bollwerke für den Stadtteil Mühlau werden nun von der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) erneuert.

Es war der 14. Jänner dieses Jahres. Nach 17 Tagen, an denen es immer wieder stark geschneit hatte, donnerten rund 100.000 m³ Schnee von den Steilhängen oberhalb der Arzler Alm in Innsbruck. „Die Staublawine hat Bäume abrasiert, die 180 Jahre hier standen. Etwa eine Tanne von 1,60 Meter Durchmesser“, blickt Matthias Granig, der diesbezügliche Experte bei der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV), zurück. Rund 5000 m³ Schadholz lagen danach kreuz und quer an den Bergflanken. Einige der aus den 1930ern stammenden Schutzbauwerke wurden durch den Druck und das mitgerissene Holz beschädigt. Es handelt sich um so genannte Bremshöcker und Dämme, die vor allem das Siedlungsgebiet von Mühlau schützen.

Keine Alpen-Stadt ist so gefährdet wie Innsbruck
„Innsbruck ist die einzige Großstadt der Alpen, die durch Lawinen direkt gefährdet ist – und es sind gleich neun davon“, weiß Josef Plank, zuständiger WLV-Gebietsleiter. 1859 kamen die Schneemassen erst im Garten des Gasthofs „Koreth“ zum Stillstand, auch 1935 war Siedlungsgebiet betroffen. Auch diesmal war das Ausmaß gewaltig: „Hier bei der Arzler Alm vereinigen sich drei kleine Täler. Das Anbruchgebiet ist so groß, dass man es nicht verbauen kann. Daher arbeiten wir mit Bauwerken, die die Lawinen spalten und bremsen. Außerdem gibt es ein großes Auffangbecken“, erklärt Plank das laufende 623.000-Euro-Projekt.

Natur zeigt die Grenzen des Siedlungsraums auf
Nach den Schäden im heurigen Extremwinter laufen nun die Sanierungen, gearbeitet wird mit Steinschlichtungen und Verstärkungen durch Spritzbeton. Das Vorzeigeprojekt wurde gestern den Medien präsentiert. Nachdenklich zeigte sich dabei der zuständige LHStv. Josef Geisler: „Hier sind teils Schutzwälder weg, die Jahrhunderte hielten.“ Aufgrund der klimatischen Veränderungen und dieser Extremereignisse müsse man nun noch genauer hinsehen, wo in Tirol die Grenzen der Siedlungsentwicklung und der wirtschaftlichen Nutzung seien.

Hunderte Lawinen verzeichnet
Insgesamt verzeichnete die WLV im Winter 350 Lawinenereignisse in Tirol, davon 190 im erweiterten Sinn im Siedlungsraum. 205 Arbeiter sind vor allem damit beschäftigt, die Bauwerke nach Schäden so rasch wie möglich zu sanieren.

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