Innenminister droht

Generalstreik und Massendemo mit 500.000 Katalanen

Ausland
18.10.2019 22:16

Massendemonstrationen, neue schwere Unruhen und ein 24-stündiger Generalstreik haben den Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien bedrohlich angeheizt. Mehr als eine halbe Million Menschen versammelten sich am Freitagabend nach Schätzung der Stadtpolizei im Zentrum der Regionalhauptstadt Barcelona, um gegen Haftstrafen für neun Separatistenführer zu protestieren. Erneut kam es am Rande der Proteste zu gewaltsamen Ausschreitungen radikaler Jugendlicher. Der spanische Innenminister warnte alle „gewaltbereiten Unruhestifter“, ihnen könnten bis zu sechs Jahren Haft drohen.

Man werde gegen gewalttätige Demonstranten „das Strafrecht in aller Härte anwenden“, sagte Minister Fernando Grande-Marlaska der sozialistischen Zentralregierung vor Journalisten in Madrid. Es gebe Zusammenstöße vor dem Polizeihauptquartier in Barcelona, sagte der Minister Freitagabend. Grande-Marlaska bezifferte die Zahl der „organisierten gewaltbereiten Demonstranten“ auf etwa 400. Ausschreitungen gab es am Abend auch in Girona, Tarragona und Lleida.

Wegen des Generalstreiks wurden unter anderem mehrere Dutzend Flüge vor allem der Gesellschaften Iberia und Vueling gestrichen. Auch der Zugverkehr war beeinträchtigt, Dutzende Straßen wurden von Demonstranten blockiert. Hafenarbeiter und Angestellte der VW-Tochter Seat legten die Arbeit ebenso nieder wie die Belegschaft der Supermarktkette Bonpreu. Auch zahlreiche Hörsäle an den Unis und viele Klassenzimmer blieben leer.

Sagrada Familia von Demonstranten blockiert
Straßenblockaden gab es bereits in der Früh. Auch die Zugänge zur weltberühmten Basilika Sagrada Familia in Barcelona wurden im Rahmen der Proteste von Demonstranten blockiert. Touristen, die eine Besichtigung gebucht hatten, konnten nicht in die Basilika gelangen. Ein für den 26. Oktober in der katalanischen Hauptstadt geplantes Fußballspiel von Real Madrid und dem FC Barcelona - der sogenannte „Clasico“ - wurde wegen erwarteter Demonstrationen verschoben.

Bereits am Donnerstagabend hatte es erneute Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten gegeben. Trotz Aufrufen zum Gewaltverzicht setzten junge Demonstranten im Zentrum Barcelonas Barrikaden in Brand und warfen Molotowcocktails auf Polizisten. Diese reagierten mit Löschschaum und Wasserwerfern.

Umstrittenes Urteil als Auslöser
Hintergrund der Proteste ist die Verurteilung von neun Anführern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung am Montag. Spaniens Oberster Gerichtshof hatte Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente katalanische Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft wegen Aufruhrs verhängt. Dabei ging es um ihre Rolle bei dem umstrittenen Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens im Jahr 2017, das eine Erklärung der Regionalregierung zur Loslösung von Spanien sowie danach die Absetzung der Regierung und die vorübergehende Zwangsverwaltung durch Madrid zur Folge hatte.

Seit dem Urteil kam es jeden Tag in Katalonien zu Demonstrationen mit teils gewaltsamen Ausschreitungen mit Dutzenden Festnahmen und Verletzten.

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