„Weltuntergangs-Klan“

Josef B. verweigert jeden Kontakt mit den Behörden

Ausland
16.10.2019 13:39

Neun Jahre lang lebten sie auf einem weit abgelegenen Bauernhof in den Niederlanden - von der Außenwelt völlig isoliert. Jetzt hat die Polizei fünf junge Menschen sowie ihren bettlägrigen Vater zurück in die Zivilisation geholt. Die Familie lebte in einem Keller. Einige Mitglieder wussten nicht einmal, dass es noch andere Menschen auf der Welt gibt. Die Hintergründe für das Leben in absoluter Isolation sind unklar. Auf Fragen der Polizei hat der Pächter des Hofes vermutlich die Antworten. Es ist der gebürtige Wiener Josef B. - doch der 58-Jährige verweigert die Zusammenarbeit mit der Polizei.

„Er wünscht keinen Kontakt zur österreichischen Botschaft in Den Haag und will keine konsularische Hilfe“, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Wien, Peter Guschelbauer. Die Behörden warten nun die Ermittlungen in den Niederlanden ab. Der Mann ist in Haft.

In der Gegend nannte man ihn „Josef, der Österreicher“. Er war 2010 aus Oberösterreich in die Niederlande gezogen. Dass die Familie entdeckt wurde, ist dem ältesten Sohn der Familie zu verdanken. „Er sagte, dass er Jan heiße, weggelaufen sei, und er und seine Geschwister auf dem Hof Hilfe brauchen“, erklärte der Jungwirt Chris Westerbeek (27). Bei ihm hatte der 25-Jährige Zuflucht gesucht. Zudem hatte Jan im Wirtshaus ein völlig wirres Weltuntergangsszenario geschildert. „Er war felsenfest davon überzeugt, dass Tageslicht schlecht sei“, berichtete ein Stammgast des Lokals. „Als wir fragten, ob das Umfeld, in dem er lebe, eine Sekte sei, wusste er nicht einmal, was das bedeuten soll.“

Pacht immer pünktlich bezahlt
Nun meldete sich auch die Besitzerin des Hofes zu Wort. Über Josef B. sagte sie: „Das Geld wurde immer pünktlich überwiesen. Ich bin wirklich erstaunt, das alles zu hören.“ Der Hof war an eine Person verpachtet, und sie wusste nichts von weiteren Personen dort.

Auch die Bewohner der betroffenen Ortschaft Ruinerwold sind geschockt. „Das Tor an der Brücke zur Hauseinfahrt war stets verschlossen“, berichtet Nachbar Jans Keizer. „An einem Abend wollte ich mich mit einem anderen Nachbarn bei dem Hof umsehen. Dann sahen wir aber, dass im Baum eine Überwachungskamera hängt. Darum ließen wir von unserem Plan wieder ab.“

Bürgermeister: Österreicher nicht Vater der Kinder
Offensichtlich hatten sich Josef B. und die Familie jahrelang selbst mit angebautem Gemüse versorgt. Außerdem gab es auf dem Bauernhof eine Ziege und Gänse. Die Mutter der zwischen 18 und 25 Jahre alten Bewohner soll laut Bürgermeister vor neun Jahren verstorben sein. Unklar ist, in welcher Beziehung der 58-Jährige zur Familie steht und ob er sie gezwungen hat, im Keller zu hausen.
Bürgermeister Roger de Groot bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass es sich bei dem Österreicher nicht um den Vater der Kinder handelt. Die Ermittlungen dauern an.

Kronen Zeitung/krone.at

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