Eklat in Heimatdorf

Handke beantwortet keine Journalistenfragen mehr

Kärnten
16.10.2019 10:04

Der frischgebackene Literaturnobelpreisträger Peter Handke hat just in seiner Kärntner Heimatgemeinde Griffen für einen Eklat gesorgt. Ein dem Vernehmen nach zunächst harmonisches Zusammentreffen mit seinem Freund Valentin Hauser, Bürgermeister Josef Müller und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) endete abrupt, als Handke die zahlreichen Fragen der ebenfalls anwesenden Journalisten zu lästig wurden. Nach dem Gesprächsabbruch am Dienstagabend wurde ein für Mittwochnachmittag geplanter Medientermin kurzfristig abgesagt.

Zunächst beantwortete der Autor noch Journalistenfragen. Ein Schwenk zu der Handke-kritischen Buchpreis-Rede von Sasa Stanisic brachte den Nobelpreisträger dann aber auf die Palme. „Ich steh vor meinem Gartentor und da sind 50 Journalisten - und alle fragen nur wie Sie und von keinem Menschen, der zu mir kommt, höre ich, dass er sagt, dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab. Es sind nur die Fragen: Wie reagiert die Welt, Reaktion auf Reaktion. Ich bin ein Schriftsteller, komme von Tolstoi, ich komme von Homer, ich komme von Cervantes, lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen“, so Handke laut einem im Ö1-„Morgenjournal“ gesendeten Mitschnitt.

Anschließend habe er noch angefügt, nie wieder Journalistenfragen beantworten zu wollen. Diese interessierten sich trotz Nobelpreis ohnehin nicht für seine Literatur.

Vorwurf der Kriegsverbrechen-Verharmlosung
Handke wird bekanntlich eine Verharmlosung von serbischen Kriegsverbrechen vorgeworfen. Aus diesem Grund gab es die meisten kritischen Reaktionen auf die Nobelpreis-Auszeichnung in den Balkanstaaten. So fragte der ehemalige kosovarische Außenminister Petrit Selimi die Nobelpreis-Akademie über Twitter, ob sie auch Handkes Rede, die er beim Begräbnis des serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic hielt, als Teil seines literarischen Werks berücksichtigt habe, als sie beschloss, „diesem Genozid-Leugner“ den Nobelpreis zu verleihen.

Abrechnung in Dankesrede
Stanisic, der am Montag mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden war, rechnete in seiner Dankesrede beinhart mit Handke ab. „Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt. Dass ich hier heute vor Ihnen stehen darf, habe ich einer Wirklichkeit zu verdanken, die sich dieser Mensch nicht angeeignet hat“, sagte der 1978 im bosnischen Visegrad geborene und heute in Hamburg lebende 41-jährige Autor. Er könne nicht nachvollziehen, „dass man sich die Wirklichkeit, mit der man behauptet, Gerechtigkeit für jemanden zu suchen, so zurechtlegt, dass dort nur Lüge besteht“.

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