Kitzbühel in Trauer

Pfarrer: „Entsetzen will einfach nicht weichen“

Tirol
15.10.2019 06:03

Würdiger kann eine Trauerfeier nicht sein: Kitzbühel nahm in ergreifender Weise Abschied von Rupert H., seiner Frau Andrea und den Kindern Kevin und Nadine. Nach dem fürchterlichen Verbrechen gibt es kaum Trost. „Das Entsetzen will einfach nicht weichen“, wiederholte Stadtpfarrer Michael Struzynski mehrmals.

Diese Stille hält man in einer überfüllten Kirche eigentlich kaum für möglich. Kein Flüstern, kein Husten und kein Rascheln der Trauergemeinde ist zu hören, als anfangs die Porträts der Verbrechensopfer auf dem Bildschirm erschienen.

Erinnerungen aus Sicht enger Freunde
Danach werden die Lebensläufe der vier Verbrechensopfer und Erinnerungen aus Sicht von engen Freunden verlesen - Rupert H. (59), der bescheidene und unermüdliche Handwerker; seine Frau Andrea (51) mit ihrer Liebe zur Familie, zu den Blumen und den Tieren; der begnadete Auto-Schrauber Kevin (23) und seine geliebte Schwester Nadine (19), die vor Lebensfreude bei dröhnender Musik oft lauthals aus dem Auto gesungen hat. Seufzer gehen durch die Reihen - diese Bilder im Kopf schmerzen zu sehr.

„Wie soll man das aushalten?“
„Wo war denn Gottes schützende und helfende Hand? Wie soll man das aushalten?“ - Stadtpfarrer Struzynski will gar keine Erklärungen für das Unfassbare suchen, sondern stellt mehr Fragen, als er Antworten zu geben vermag. Auch acht Tage nach der Tragödie kann er in seiner Predigt nur mehrfach bitter feststellen: „Das Entsetzen will einfach nicht weichen.“ Die Toten seien ihrer Zukunft beraubt, es gebe keinen Trost, das Vertrauen in die Stabilität des Alltags sei vielfach erschüttert worden.

„Haben rechtschaffene Menschen verloren“
Bürgermeister Klaus Winkler findet passende Worte - wie er es in den vergangenen Tagen schon so oft vor Mikrofonen und Kameras tun musste. „Es ist ein noch nie da gewesenes und unbegreifliches Ereignis. Wir haben rechtschaffene Menschen verloren - mit Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und positiver Lebenseinstellung.“ Ein Lichtblick in der Tragödie: „Es sind Momente, die Stadt und Land zusammenrücken lassen.“ Da nickt auch Landeshauptmann Günther Platter, der ebenfalls gekommen ist.

Am Ende kann nur ein Wunsch aus den Fürbitten stehen, der gläubigen Menschen doch noch ein Trost sein mag: „Lieber Gott, gib ihnen einen Platz in deinem Haus.“

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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