Darknet, Eigenbau

Woher hatte Halle-Terrorist Stephan B. die Waffen?

Ausland
11.10.2019 21:41

Nach und nach kommen immer mehr Hintergründe der Bluttat von Halle ans Tageslicht. Am Donnerstag gestand Stephan B. (27) den zweifachen Mord vor dem Haftrichter, mittlerweile sitzt der Rechtsextreme in Untersuchungshaft. Seine erschreckenden Beweggründe hinter dem Versuch, in einer Synagoge ein Massaker anzurichten, werden immer klarer - und auch, dass er mit seiner radikalen Gesinnung in Halle nicht alleine ist. Doch manches stellt die Ermittler weiter vor Rätsel, etwa woher B. die Tatwaffen hatte. Jüngster Verdacht: Er könnte sie mit Hilfe eines 3D-Druckers selbst gebaut haben!

Bei der Durchsuchung der Wohnung, in der Stephan B. mit seiner Mutter lebte, wurde ein 3D-Drucker sichergestellt. In seinem wirren Manifest behauptet B. jedenfalls, alle Waffen und Sprengsätze selbst gebaut zu haben. Allerdings wurden bei ihm auch Waffen aus maschineller Produktion gefunden, berichtet die „Bild“. Woher diese stammen, das wird nun ermittelt. Eine denkbare Variante: Der 27-Jährige, der laut Medienberichten viel Zeit vor dem Computer verbrachte, könnte sich die Waffen illegal im Internet besorgt haben.

Der Anwalt von Stephan B. betonte gegenüber dem SWR, sein Mandant sei „intelligent und wortgewandt, aber sozial isoliert“. B. leugne die Tat nicht: „Es wäre unsinnig, da etwas abzustreiten und das hat er auch nicht getan.“ Zum Motiv sagte der Jursit: „In seinem Weltbild ist es halt so, dass er andere verantwortlich macht für seine eigene Misere, und das ist letztendlich der Auslöser für dieses Handeln.“

Sohn einer Lehrerin radikalisierte sich im Netz
Die Mutter des 27-Jährigen unterrichtet Kunst und Ethik an einer Grundschule, sie ist bei Kindern und Eltern beliebt, heißt es. Der Sohn habe nicht einmal die Nachbarn gegrüßt. Stephan B. dürfte sich in einschlägigen Onlineforen radikalisiert haben. Doch auch in der Stadt selbst sind Neonazis aktiv. Montags hält ein bekannter Rechtsextremist regelmäßig Demos ab.

Nur wenige Minuten Fußweg von der Synagoge entfernt gibt es eine Immobilie, die der vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Identitären Bewegung gehört. Der AfD-Landtagsabgeordnete und frühere Chef der Rechtsaußen-Strömung „Patriotische Plattform“, Hans-Thomas Tillschneider, hatte dort zwischenzeitlich sein Büro.

Lichteraktion vor der Synagoge
In Halle versucht man unterdessen, das Geschehne zu verarbeiten. Stephan B. hatte nach seinem gescheiterten Anschlag auf die Synagoge in blindem Hass Jana L. (40) und später in einem Kebab-Lokal den 20-jährigen Kevin S. erschossen. Mit einer Lichteraktion vor der Synagoge in Halle hatten am Freitagabend Hunderte Bürger ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde bekundet.

Zu der Aktion hatten Geistliche der Kirchen in Sachsen-Anhalt aufgerufen. „Einen Angriff auf die jüdische Gemeinde sehen wir zugleich auch als einen Angriff auf unsere Kirchen“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach dem Anschlag. Traditionell wird der Sabbat am Freitagabend mit einem Gottesdienst gefeiert. Am Samstagabend endet der Ruhetag.

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