50 Jahre Szene

Der Triumph über die Säbelzahntiger der Hochkultur

Salzburg
12.10.2019 08:55
Ungestüm, aufmüpfig und für viele unbequem – was mit einer Revolte der Jugend gegen die Monopolstellung der Hochkultur begann, zählt heute zu den angesehensten Institutionen: Die Szene Salzburg ist 50 – Weggefährten, Mitstreiter und Akteure gratulierten.

Allen voran Alfred Winter, der 1969 mit dem „Club 2000“ den Grundstein zur Kulturinstitution für zeitgenössische Tanz-, Theater, und Performancekunst legte. Winter war Herz und Motor eines irrwitzigen, breitgefächerten Programms, abseits des Mainstreams. Er setzte sich über Säbelzahntiger der Hochkultur hinweg, besetzte den Petersbrunnhof, um für seine Szene der Jugend eine Heimat zu schaffen, und brachte Weltmusik von Friedrich Gulda bis Joe Zawinul an die Salzach.

„Auch Oskar Werner, ein Idol meiner Jugend, den ich damals einfach einen Brief geschrieben, und ihn um einen Auftritt bei uns gebeten habe, oder Peter Ustinov waren zu Gast“, erinnerte sich Winter Donnerstag Abend beim großen Geburtstagsfest.

In erster Linie bot er aber der Jugend eine Bühne. Das Hagen-Quartett, Stargeiger Benjamin Schmid, Festspielintendant und Pianist Markus Hinterhäuser – er gab in der Szene sein erstes Salzburgkonzert – oder Regisseur Hubert Lepka.

Eine Plattform für die junge Kulturszene
Erstmals trat Lepka 1980 als „Chorknabe“ in Donizettis „Viva la Mamma“ in Erscheinung, wenig später inszenierte er selbst – „108 EB“, „1161-Panzerknacker“, um nur ein paar Produktionen zu nennen. „Die Szene hat uns Nobodys, die kein Geld, aber dafür große Visionen hatten, eine Plattform geboten und stets Mut zu Neuem bewiesen.“

Einer der die Grenzen des Herkömmlichen sprengte, war Michael Stolhofer. Er übernahm 1982 von Winter das Zepter und brachte Tanztheater, wie es keiner kannte und viele empörte an die Salzach. Merce Cunningham, oder Jérôme Bel – sein ironisch, witziges Wunderwerk „The Show must go on“ wurde jetzt auch zum Jubiläum aufgeführt – erhitzten die Gemüter. Und Rockstars wie Patti Smith, Neil Young oder Lou Reed befeuerten Dom- bzw. Residenzplatz. „Unbequem, unruhestiftend und ungehorsam“, beschrieb Szene-Vorstand Peter Hofer Stolhofer, der auf Grund einer Grippe bei der Feier fehlte.

Seit 2012 liegt die Szene nun in den Händen von Angela Glechner. Auch sie glänzt durch Mut, Kampfgeist und Offenheit und holt neben internationalen Produktionen, getreu dem Gründergedanken junge, lokale Künstler auf die Bühne.

Zum Jubiläum ist das Buch „Szene Salzburg 1969 - 2019“ von Michael Stolhofer erschienen: www.szene-salzburg.net

Tina Laske
Tina Laske
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