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10.10.2019 11:50

Pressestimmen zu Halle

„Schande“, „Terror“, „Mörderischer Judenhass“

Video: APA

Nach dem mörderischen Anschlag auf eine Synagoge, bei dem am Mittwoch in der ostdeutschen Stadt Halle zwei Menschen starben, herrscht blankes Entsetzen. Hier finden Sie ausgewählte deutsche und internationale Pressestimmen zu der abscheulichen Tat des 27-jährigen Rechtsextremen, von dem sogar sein eigener Vater behauptet, „nicht mehr an ihn ranzukommen“, und der sein Verbrechen per Helmkamera filmte und live im Internet streamte.

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„Die Welt“
„Das Ziel der Attacke war ein jüdisches Haus. Was sich in Halle abgespielt hat, war ein antisemitischer Terroranschlag. (...) Das alles geschieht in Deutschland im Herbst 2019. Es reicht. Vor 30 Jahren haben 70.000 Leipziger ihre Angst überwunden und der Diktatur getrotzt. Die Angst wechselte die Seiten. Diesen Mut brauchen wir heute wieder. Das beste Deutschland, das wir je hatten, ist in großer Gefahr.“

  • Stephan B. soll ein Blutbad in der Synagoge von Halle geplant haben.
    Stephan B. soll ein Blutbad in der Synagoge von Halle geplant haben.
    (Bild: AFP)

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
„Lässt sich noch behaupten, die Behörden hätten die Lage im Griff? Um dieser Frage auszuweichen, wird gerne und durchaus zu Recht darauf hingewiesen, absolute Sicherheit vor derartigen Anschlägen gebe es nicht und zur Vorbeugung seien die Behörden auf die Wachsamkeit der Gesellschaft angewiesen. Fordert aber irgendjemand ‘absolute‘ Sicherheit? Traurige Wahrheit ist doch, dass sich rechtsextremistische und antisemitische Gefährder in Deutschland schon seit Jahren wieder frei im Bodensatz der Gesellschaft bewegen können, einem Bodensatz, der nicht nur in Sachsen-Anhalt politisch Morgenluft wittert. Dieses unrühmliche Kapitel der jüngsten Geschichte der Republik überschattete am Mittwoch auch das Gedenken an die Revolution vor dreißig Jahren.“

„taz“
„Es wäre aber allzu bequem, bei der Ursachenforschung nur auf Verfassungsschutz und Polizei zu zeigen. Ebenso wichtig ist es, schon die Anfänge judenfeindlichen Denkens zu bekämpfen, sei es in der Schule oder im Betrieb. Und dieses antisemitische Denken, das sei hier ausdrücklich erwähnt, ist auch keinesfalls nur auf Neonazis und Islamisten beschränkt - und schon gar nicht ist es ein spezielles Problem, das primär Ostdeutschland beträfe. Halle ist nicht überall. Doch es hätte eben auch überall geschehen können. Im Übrigen ist es für die bedrohten Menschen relativ vernachlässigenswert, ob die Attentäter nun von rechts außen kamen oder religiös motiviert waren. In beiden Fällen stammen sie aus unserer Gesellschaft, aus unserer Mitte. Ihre Gesinnungsfreunde bleiben eine Gefahr für das jüdische Leben wie für die Allgemeinheit in Deutschland, solange sie nicht hinter Schloss und Riegel sind.“

„Süddeutsche Zeitung“
„Trauer, Mitgefühl und Zurückhaltung ist das, was angemessen ist in einem solchen Moment. Es war schon immer beschämend, dass in Deutschland jede Synagoge permanent geschützt werden muss, dass es ohne Poller, Kameras und gepanzerte Türen nicht geht. Am Mittwoch erwies sich das Beschämende als das Lebensrettende, und doch bleibt es ein unfassbarer Tag: ein Mordanschlag auf eine Synagoge voller Menschen, an Jom Kippur, in Deutschland. Wer den 100.000 Juden im Land ein Zeichen der Zuneigung und der Liebe geben will, hat vielleicht Zeit, Blumen an der örtlichen Synagoge abzulegen. Was man noch tun könnte: die Polizei einfach arbeiten zu lassen. Und wem danach ist, der bete für die Männer und Frauen dort, dass sie heil herauskommen aus dem Einsatz.“

„Bild“
„NIE WIEDER - so klar, so einfach. Und doch versagen Politik, Gesellschaft, Medien in Deutschland so kolossal dabei, dieses Bekenntnis zu leben und zu verteidigen. Der Terror von Halle mag die Tat eines einzelnen Neonazis sein. Aber viel zu oft hat sich dieser Mörder bestätigt fühlen dürfen. Bestätigt in der Annahme, dass sich niemand ihm wehrhaft in den Weg stellen wird. (...) Verantwortlich für die Tat ist nur der Täter. Aber ermutigt wurde er von einer Gesellschaft, die das NIE WIEDER nicht entschlossen verteidigt. Vor unserer Geschichte ist das eine niederschmetternde Botschaft. Der gestrige Tag ist eine Schande für unser Land.“

Ein Toter liegt nach dem Schussattentat in Halle auf der Straße. (Bild: APA/Sebastian Willnow)
(Bild: AP)
Hohe Polizeipräsenz in Halle - auch vor und in diesem Kebab-Lokal sind Schüsse gefallen. (Bild: APA/Sebastian Willnow)
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Fotos
(Bild: APA/AFP/dpa/Sebastian Willnow)
Stephan B. versuchte, die Tür aufzuschießen - und scheiterte. (Bild: twitter.com)
(Bild: AP)

„Stuttgarter Nachrichten“
„Sage keiner, das hätte niemand ahnen, geschweige denn wissen können. Der Anschlag in Halle sei völlig überraschend gekommen. Denn Anzeichen gab‘s genug: Um 20 Prozent gegenüber 2017 - auf 1799 - stieg allein 2018 in Deutschland die Anzahl judenfeindlicher Straftaten. (...) die AfD (trägt) ein gerüttelt Maß Mitverantwortung an dem, was in Halle passiert ist. Sie beackert einen der Nährböden, auf dem die braune Saat prächtig gedeiht. Das müssen sich die vor Augen führen, die die AfD ‘nur aus Protest wählen‘. Sicher ist heute eins: Niemand sage mehr, er habe es nicht gewusst.“

„Tagesspiegel“
„Es kennzeichnet Terroristen, dass sie sich ihre Opfer suchen, wenn die Menschen am verwundbarsten sind, wenn sie am wenigsten mit Aggression und Brutalität rechnen. Das macht das Barbarische der Täter aus, denen es um nichts anderes geht, als Schrecken zu verbreiten. Juden in Deutschland sollen wieder Angst haben - und am besten jeder, der für ein Feindbild taugt, mit ihnen. Deshalb ist diese Tat auch ein Anschlag auf die deutsche Gesellschaft. Auf eine Republik, deren Bürger sich in einem langen Prozess vom Schatten des ‘Dritten Reichs‘ gelöst haben und für deren überwiegende Mehrheit jüdisches Leben integraler Bestandteil der deutschen Nachkriegskultur ist. (...) Die Pflicht zur Wachsamkeit gegenüber antisemitischen Tendenzen, betrifft alle Deutschen. Alle Glieder der Gesellschaft sind gefragt, dem rechten Mob und seinen wieder in Parlamenten sitzenden Sympathisanten Einhalt zu gebieten.“

Video: Rechtsextremist tötet zwei Menschen in Halle

Video: AFP

„Darmstädter Echo“
„Abscheulich ist die Bluttat von Halle an jedem Tag. Am heiligsten Tag des jüdischen Kalenders in eine Synagoge eindringen und ein Massaker unter den vielen dort betenden Gläubigen verüben zu wollen, erinnert an die schlimmsten Auswüchse menschenverachtender ideologischer Rassenhass-Verblendung. Gerade angesichts der apokalyptischen Verbrechen, die der Nationalsozialismus im deutschen Namen an den europäischen Juden verübt hat, muss Halle einen Einschnitt in der Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus bedeuten.“

„Thüringer Allgemeine“
„Unabhängig von den genauen Hintergründen der Tat von Halle: Es müssen neue Dämme errichtet werden. Wenn die offene Gewalt von Extremisten zunimmt, sind strengere Kontrollen ein Gebot der Stunde. Der Zugang zu Waffen sollte stärker reglementiert werden. Als kurzfristige Maßnahme nach Halle müssen jüdische Einrichtungen besser geschützt werden. Lange Zeit hatten sich die deutschen Sicherheitsdienste auf den islamistischen Terror fokussiert. Das hatte bis zu einem gewissen Grad seine Berechtigung. Doch die rechtsextremistische Szene und ihre Verästelungen im Untergrund waren etwas aus dem Blickfeld geraten. Das muss sich ändern. Halle zeigt: Der Staat muss wehrhaft sein.“

„New York Times“
"Ein schwer bewaffneter Schütze mit einer Live-Stream-Helmkamera versuchte am Mittwoch, eine Synagoge in Ostdeutschland zu stürmen, während Gläubige den heiligsten Tag im Judentum begingen. Abgehalten von einer verschlossenen Tür, tötete er draußen zwei Menschen und verwundete zwei weitere in einem antisemitischen Amoklauf, der den Beigeschmack von rechtsextremen Terrorismus hatte. Stunden später verkündete die Polizei die Festnahme eines Verdächtigen in dem Fall der Stadt Halle - aus einer ganzen Reihe von Angriffen auf Juden in Deutschland in jüngster Zeit war dieser einer der schamlosesten. (...)

„La Repubblica“
„Er stand einen Schritt davor, die europäische Geschichte durcheinander zu wirbeln. Nur eine gepanzerte Tür hat Stephan B(...) daran gehindert, das jüdische Fest Jom Kippur in Blut zu tauchen und die dramatischste Wunde der deutschen Identität wieder zu öffnen. Auch wenn es sein Hauptziel verfehlt hat, bedeutet das gestrige Attentat auf die Synagoge von Halle ein Signal, das nicht länger ignoriert werden kann: Das Feuer der Intoleranz ist zurückgekehrt, um in unseren Ländern mit einer nie zuvor gesehenen Gewalt zu brennen. Das von Halle ist kein Einzelfall. Und man kann es nicht auf eine Episode des Wahnsinns reduzieren. Wir stehen stattdessen vor der schwersten Bedrohung unserer Demokratien: Im Gegensatz zum islamischen Terrorismus kommt sie nicht aus äußeren Welten. Sie ist die Frucht von etwas, das im Tiefen der europäischen Gesellschaft lebt und das rasch die Antikörper abtötet, die sich nach dem Blutbad des Zweiten Weltkriegs entwickelt haben.“

„Haaretz“
„Die Schüsse auf die Synagoge in Ostdeutschland waren nicht nur ein antisemitischer Angriff. Es war auch ein Angriff auf Einwanderung (...). Das Hauptziel des Angreifers in Halle waren Juden in einer Synagoge zu Jom Kippur. (...) Und wie wir am Mittwoch in Halle gesehen haben, rettet die erhöhte Sicherheit an den Synagogen Leben. Als der Angreifer mit den Waffen, die er zur Hand hatte, die gesicherte Tür der Synagoge nicht durchbrechen konnte, musste er weglaufen und andere töten, nicht Mitglieder der jüdischen Gemeinde. (...)

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