Umgang mit dem Wolf

Neue BOKU-Studie fordert Herdenschutz im Alpenraum

Tierecke
09.10.2019 10:46

Eine neue Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) im Auftrag der Bundesländer bestätigt die langjährigen Forderungen verschiedener Experten und Organisationen wie dem WWF: „Zur Vermeidung der Konflikte mit Nutztierhaltern kann aufgrund des aktuellen Schutzstatus der Wölfe nur die Forcierung der Herdenschutzmaßnahmen beitragen“, schreiben die Autorinnen und Autoren unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Klaus Hackländer. 

"Der gezielte Einsatz eines fachgerechten und angemessen geförderten Herdenschutzes muss im Wolfsmanagement absolute Priorität haben", ergänzt WWF-Experte Christian Pichler. In Österreich gebe es zwar die europaweit höchsten Schalenwilddichten, jedoch auch flächendeckend ungeschützte Nutztierbestände. "Werden Weidetiere durch Elektrozäune, Herden-schutzhunde und Hirten ausreichend geschützt, bevorzugen Wölfe leichtere Beute wie Reh, Rotwild, Gams oder Wildschwein", so Pichler. Einmal mehr eine klare Absage erteilt die BOKU-Studie einer Etablierung von "Wolfs-freien Zonen". Diese seien unter den gegenwärtigen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht möglich.

„Abschuss von Wölfen ist eine Scheinlösung!“
Auch der „günstige Erhaltungszustand“ der heimischen Wolfs-Population als Voraussetzung für eine Regulierung durch Entnahme werde auf absehbare Zeit nicht erzielt, so das Fazit der Fachleute. „Abschussforderungen wie aktuell in Salzburg fallen in die Kategorie Scheinlösung, die weder europarechtlich haltbar ist noch an die Wurzel der Konflikte geht“, bekräftigt Pichler die WWF-Position. 

WWF-Appell: „Mehr in Herdenschutz investieren!
Der WWF Österreich appelliert an Politik und Behörden, mehr in Herdenschutz zu investieren und auf die dafür verfügbaren europäischen Fördertöpfe zuzugreifen. „Wenn man hier nicht in die Umsetzung gelangt, werden ungeschützte Weidetiere immer wieder leichte Beute darstellen. Betroffene Landwirte müssen sowohl für Risse entschädigt werden, als auch beim Aufbau von Schutzmaßnahmen finanziell unterstützt und sachlich informiert werden - und zwar nach Vorbild der Schweiz und anderer Nachbarländer, die mit wesentlich größeren Wolfs-Populationen leben“, schließt WWF-Experte Pichler.

Herdenschutzhunde wachsen mit „ihren“ Tieren auf
Ausgebildete Herdenschutzhunde wachsen mit den Weidetieren auf und beschützen sie damit wie Familienmitglieder. Sie bleiben unabhängig vom Hundeführer alleine in der freien Natur und treffen ihre Entscheidungen eigenständig. Wölfe meiden derart starke Gegner, ebenso halten die Herdenschutzhunde Wildschweine oder gar Spaziergänger von "ihrer" Nutztierherde fern. Die bekanntesten Rassen sind Pyrenäenberghund, Kuvasz, Komondor und Kangal - ohne die rassetypische Beschäftigung ist es schwierig, diese Vierbeiner artgerecht zu halten.

Die BOKU-Studie mit dem Titel „Gutachterliche Stellungnahme zu den Auswirkungen von rückkehrenden Wölfen auf Landwirtschaft und traditionelle Weidehaltung, Freizeit- und Erholungswirtschaft, Jagd- und Forstwirtschaft sowie Biodiversität im Ostalpenraum“ ist online unter diesem Link abrufbar.

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