In Wiener Buchcafé

Shitstorm wegen „Hatschi-Bratschis Luftballon“

Wien
08.10.2019 13:53

Eine Neuauflage des bekannten Kinderbuches „Hatschi-Bratschis Luftballon“ hat dem Wiener Buchcafé phil auf Facebook einige böse Kommentare eingebracht. Der Klassiker aus der Feder von Franz Karl Ginzkey, erstmals 1904 erschienen, wurde in einer kommentierten Neuauflage zum Verkauf angeboten. Einem Besucher des Kaffeehauses, der sich selbst als „Hipster“ bezeichnet, war das ein Dorn im Auge. Er meinte, das Buch würde „eine Stimmung der Angst vor dem orientalisch-türkischen Entführer“ schüren, und ortete rassistische Stereotypen.

phil-Betreiber Christian Schädel hatte das einstige Kinderbuch ins Sortiment aufgenommen, weil es für ihn ein Stück Literaturgeschichte darstellt, wie er auf Facebook erklärt: „Das Buch ist bei den Austriaca platziert, nicht bei den Kinderbüchern (d.h. es ist als Zeitdokument ausgewählt und nicht zum kuscheligen Vorlesen gedacht).“ In dem Buch wird ein Bub namens Fritz von dem aus dem Orient stammenden Zauberer „Hatschi-Bratschi“ - in früheren Ausgaben als Türke beschrieben - entführt.

Buchcafé nimmt „Hatschi-Bratschi“ aus dem Sortiment
Der Kaffeehausbesucher, der sich später auf Facebook empört äußerte, ortet „rassistische und grausame Bebilderung“ und forderte von den Betreibern, das Buch aus dem Sortiment zu nehmen. Das wird auch passieren, wie das phil auf Facebook erklärte, aber durchaus mit einer kritischen Anmerkung: „Es ist mir aus keiner anderen Kunstgattung bekannt, dass ein Werk so verändert werden kann wie Literatur/Text. Symphonien werden nicht umkomponiert, Werke der bildenden Kunst nicht übermalt. Das ist ein kunsthistorischer Aspekt, der ausgerechnet an Hatschi-Bratschi sehr schön mitzuverfolgen ist, nachdenklich machen sollte und kritisch zu betrachten ist.“

Immer wieder Debatten um Kinderbücher
Auch andere Kinderbücher hatten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zu Debatten geführt. So wurde Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ überarbeitet, weil sich darin Worte wie „Neger“ oder „Zigeuner“ fanden. Und selbst Astrid Lindgrens Heldin Pippi Langstrumpf wurde Opfer der Zensur: Das schwedische Fernsehen hat sich entschlossen, diskriminierende Begriffe und Szenen aus alten Pippi-Langstrumpf-Filmen zu streichen. So wird aus dem „Negerkönig“ ein König. Auch eine Szene, in der die Neunjährige ihre Augen zu Schlitzen formt und als Chinesin auftritt, wurde herausgeschnitten.

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