Festspiel-Sponsor

Das sagt Salzburgs Kulturszene zu Gazprom

Salzburg
08.10.2019 16:04
Interessantes Spannungsfeld in der Salzburger Kulturszene als Reaktionen auf den Gazprom-OMV-Deal der Festspiele: Von „man muss offensiv sein und auch Gelder von in der Kritik stehenden Firmen holen“ bis hin zum absoluten Njet, weil das ein Affront zur aktuellen Klimadebatte sei.

Thomas Heißbauer, Geschäftsführer der Salzburger Kulturvereinigung (drei Millionen Jahresbudget) ist auch mit Hilfe seines Kuratoriums stets auf der schwierigen Suche nach Drittmitteln. Den Einstieg von Gazprom mit der OMV für den Festspiel-Jubiläumssommer sieht er als zwiespältige Angelegenheit: „Auf der einen Seite muss man gratulieren, auf der anderen ist es sicher auch heikel. Wenn ich mich zum Beispiel an die Eröffnungsrede von Peter Sellars erinnere, die ganz im Zeichen des Klimaschutzes stand.“ Das ist für Elisabeth Gutjahr, Rektorin der Universität Mozarteum, dann nicht so im Fokus: „Das ist eine punktuell persönliche Meinung, die ist fürs Festival keine strikte Leitlinie. Im Gegenteil, ich begrüße es sehr, wenn man sozusagen mit den Waffen der Kunst offensiv vorgeht und auch von Konzernen Gelder lukriert, die in der Kritik stehen. Das könnte ja zum Umdenken anregen.“

Ein „No-Go“-Standpunkt kommt von Tomas Friedmann, dem Leiter des Salzburer Literaturhauses: „Also ich glaube, eine öffentliche Institution wie die Festspiele tut sich selber keinen Gefallen mit dieser Finanztransaktion. Gazprom gehört aktuell zu den größten Kohlendioxid-Emittenten weltweit. Wenn ich an globale Konzerne denke, dann würde zum Beispiel ein Einstieg einer heimischen Firma wie Palfinger ungleich sympathischer sein.“

Wie Friedmann („Literatursponsoring gibt es praktisch nicht“) vermisst auch Szene-Chefin Angela Glechner, im Gegensatz zu Deutschland, hierzulande große Privat-Stiftungen mit kulturellen Präferenzen.

Die Stimme erhebt auch Edi Jäger, Schauspiel-Urgestein der Freien Szene und im Vorstand des Kleinen Theaters: „Es geht hier nicht um Brotneid oder die ohnehin absurde Frage, ob Salzburg die Festspiele braucht. Auch wir müssen Publikumsbringer wie etwa Kabarett mit Stars ins Programm einbauen, um zu überleben. Unproblematisch ist ein Geldgeber wie Gazprom nicht - andererseits: Um wirklich Finanzen aufzufetten, würde ich auch eher zu Starbucks gehen als zum Cafetier ums Eck.“ Dabei erinnert sich Jäger an einen Satz von Gerard Mortier aus 1994 über die enorme Bedeutung der freien Szene. „Aber das blieben auch nur schöne Worte ohne mehr Geld für uns.“ Roland Ruess

Roland Ruess
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