Kranke Ziegen:

Bauernkammer findet bei Skandal „nix zu meckern“

Oberösterreich
08.10.2019 09:00
Für Diskussionen sorgen die Ermittlungen wegen schweren Betrugs gegen den Obmann des Landesverbandes für Ziegenzucht und -haltung – wir berichteten. Er soll bewusst kranke Ziegen verkauft haben, ein betroffener Bauer ist wirtschaftlich ruiniert. Die Landwirtschaftskammer sei für den Verband nicht zuständig.

Pseudotuberkulose heißt die Krankheit, die sich im Stall von zwei betroffenen Bauern verbreitet hat, nachdem sie eine Ziegenlieferung vom Landesverband erhalten hatten. Die Krankheit ist hochinfektiös, es schwellen die Lymphknoten an. Seitens der Gesundheitsagentur AGES heißt es: „Den Keim bekommt man schwer wieder aus dem Stall. Auch auf den Menschen ist die Krankheit übertragbar, aber nicht durch den Konsum der Produkte, nur, wenn man direkten Kontakt mit den Ziegen hat und sie berührt.“

Wirtschaftlich zerstört
Wolfgang Mayrhuber aus Taufkirchen an der Trattnach wollte wieder in die Landwirtschaft einsteigen und Zuchttiere verkaufen – nach der „kranken“ Lieferung im Jahr 2016 ist ihm das aber nicht mehr möglich. Der Bauer versuchte, Hilfe von der Landwirtschaftskammer zu bekommen – vergeblich. „Der Kammer ist anscheinend nicht bewusst, dass sie Aufsichtspflicht hat, was schwarz auf weiß in den Statuten des Zuchtverbandes steht“, so Mayrhuber.

„Keine Handhabe“
LK-Vizepräsident Karl Grabmayr sagt im nachfolgenden Interview, dass der Ziegenverband völlig autonom agiere. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: „In der von der ,Krone‘ dargestellten Angelegenheit hat die Landwirtschaftskammer keine Handhabe oder Möglichkeit zur Einsicht oder Beurteilung des dargestellten Sachverhalts.“

„Verband agiert völlig autonom“
Nach denschweren Vorwürfen gegen den „Ziegenobmann“ schildert Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, seine Sicht der Dinge.

„Krone“:Der Landwirtschaftskammer wird vorgeworfen, von dem Fall gewusst, aber nichts zur Klärung beigetragen zu haben.
Karl Grabmayr: Unser Kontrollausschuss hat sich damit befasst, hier geht es aber vorwiegend um Finanzen. Verbände wie der Ziegenzuchtverband agieren völlig autonom. Es hat mehrfach Anschuldigungen gegeben, wir haben rechtlich aber nicht die Möglichkeit, diese genauer zu kontrollieren.

„Krone“:Was sagt der Beschuldigte?
Grabmayr: Wir haben mit ihm gesprochen, er hat geschildert, dass es einfach eine Zeit lang dauert, bis die Testergebnisse der Ziegen da sind. Am Anfang schien es so, als seien sie gesund. In diesem Fall sind persönliche Differenzen das Problem. Der Verband hätte dem betroffenen Landwirt Unterstützung angeboten, er wollte nicht.

„Krone“:Und der Obmann bleibt im Amt?
Grabmayr: Er ist vom Verband gewählter Obmann und Geschäftsführer. Den kann die Kammer nicht absetzen.

Lisa Stockhammer, Kronen Zeitung

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