Fünffachmord in Tirol

„Eine derartige Gräueltat gab es hier noch nicht“

Tirol
06.10.2019 14:36

Das schier unfassbare Beziehungsdrama, das in Tirol mit dem gewaltsamen Tod von fünf Menschen geendet hat, schockt das ganze Land. Der Kitzbüheler Ortschef Klaus Winkler sprach von einer „überraschenden und unfassbaren Tragödie“. Eine „derartige Gräueltat“ habe es hier noch nicht gegeben. „Es sind Nachrichten, die einen sprach- und fassungslos zurücklassen“, schieb Landeshauptmann Günther Platter.

Beide Familien - sowohl jene des 25-jährigen Verdächtigen als auch die Familie der Opfer - seien im Ort hoch angesehen gewesen. „Die ganze Stadt ist in Trauer“, sagte Winkler, der von einer „unfassbaren Einzeltat“ sprach.

Sie sind alle zutiefst entsetzt“
Die 19-Jährige habe in Kitzbühel einen sehr großen Freundeskreis gehabt, der in der Nacht noch in der Innenstadt gemeinsam unterwegs war. Winkler habe bereits mit einigen von ihnen gesprochen, meinte er Sonntagmittag: „Sie sind alle zutiefst entsetzt und können es nicht glauben, dass das passiert ist.“

Das Kriseninterventionsteam sei an Ort und Stelle und arbeite auf Hochtouren, sagte der Bürgermeister. Die Mitarbeiter reden nun mit den Angehörigen, den Bekannten und auch den Betrieben, in denen Täter und Opfer beschäftigt waren, berichtete Winkler. Dies werde voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Platter: „Schreckliche Tragödie“
Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter meldete sich via Facebook zu Wort. „Eine schreckliche Tragödie hat sich heute Nacht in Kitzbühel ereignet. Es sind Nachrichten, die einen sprach- und fassungslos zurücklassen. In diesen schweren Stunden sind meine Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer“, postete der Landeshauptmann.

„Aggressionsbereitschaft mit Kontrollverlust“
In den vergangenen Jahren wurden in Österreich mehrfach erschütternde Bluttaten mit Angehörigen als Opfern verübt. Häufig war eine gescheiterte Beziehung der Auslöser. Auch wenn eine Einschätzung nach der Bluttat in Kitzbühel ohne das Vorliegen aller Fakten schwierig sei, gibt es doch Gemeinsamkeiten, die bei jenen Männern zu beobachten sind, die nach einem Beziehungsende den Weg der Gewalt beschreiten, sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein am Sonntag. Zumeist sei dies eine Reaktion auf Ablehnung und subjektives Zurücksetzen.

„Wird Aggressionsbereitschaft mit Kontrollverlust gepaart, fallen bei einigen Menschen alle Grenzen, und alle Mechanismen, die sonst einen Ausgleich schaffen, versagen. Der Betroffene wird von Gefühlen überschwemmt und sieht nur mehr Rot“, erläuterte der Experte. Und dann werde der Beschluss gefasst, dieser Situation ein Ende zu setzen.

Bei einer erweiterten Tötung will der Täter auch das Umfeld der Kränkung auslöschen und ein Ende setzen. Ein folgender Suizid sei dann die komplette Auslöschung. Geschieht dies nicht, wollen manche die Vergeltung zur Gänze erleben, „mit allem, das dann folgt“. „Sie wollen das Rampenlicht, die Aufmerksamkeit und die vermeintliche Anerkennung ,ernten‘“, so Binder-Krieglstein.

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