Deutscher Neid auf ÖVP

„Wahlsieger Sebastian Kurz blamiert CDU und CSU“

Österreich
01.10.2019 15:46

Der fulminante Sieg der ÖVP bei der Nationalratswahl sorgt bis über die Staatsgrenzen hinaus für Aufsehen. Deutsche Medien ziehen nun Vergleiche zwischen der Volkspartei und den Unionsparteien. „Wahlsieger Kurz blamiert CDU und CSU“, heißt es etwa auf merkur.de. Die „Bild“ fragt gar, ob die CDU den Erfolg von Sebastian Kurz kopieren könne.

Wie das deutsche Boulevardblatt berichtet, sehnen sich viele Unions-Politiker nach „einem ähnlich erfolgreichen Frontmann wie dem alten und neuen Ösi-Kanzler“. Es folgt eine Reihe von Zitaten, in denen Kurz „Charisma und starke Willenskraft“ zugesprochen werden und er als „Meister politischer Kommunikation“ bezeichnet wird.

Spahn: „Auch ein Erfolgsrezept für die CDU“
Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn weiß, was die CDU vom ÖVP-Chef lernen könnte: „Die Bürger nehmen Sebastian Kurz ab, dass er ihre Interessen mitdenkt. Dass er einen langfristigen Plan hat und bei Gegenwind nicht einknickt.“ Er zeige so, wie eine moderne bürgerliche Partei aussehe. „Das ist ohne Zweifel auch ein Erfolgsrezept für die CDU.“

CDU-Berater Werner Patzelt sieht Kurz‘ Erfolg darin, erkannt zu haben, warum bei Wahlen zuvor so viele Menschen der FPÖ ihre Stimmen gegeben hatten. Die Union müsste in Deutschland erst einmal begreifen, warum so viele Wähler zur AfD abwandern. Erst dann könnten CDU und CSU „in Ruhe dabei zuschauen, wie sich die AfD durch eigene Fehler selbst beschädigt“.

„Münchner Merkur“: „Es geht auch anders“
Georg Anastasiadis, Chefredakteur des „Münchner Merkur“, schreibt, dass Kurz die Unionsparteien blamiere. Es werde zu viel über „den angeblich naturgegebenen Untergang der Volksparteien“ gejammert - und manche Unionspolitiker hätten sich schon damit abgefunden. „Der rauschende Wahlerfolg von Kurz zeigt: Es geht auch anders“, so Anastasiadis. Dafür müssten aber auch Programm und Personal stimmen.

„Welt“: „Volkspartei neu erfunden“
Die „Welt“ schreibt, dass ein Liberal-Konservativer in Österreich gezeigt hätte, „wie man eine Volkspartei neu erfindet“. Doch anstatt sich von anderen Ländern inspirieren zu lassen, liefen CDU und SPD „dem Zeitgeist hinterher - und verlieren sich selbst“.

„Focus“: „Zeigt, wie man Rechtspopulisten das Wasser abgräbt“
Auch der „Focus“ spart nicht mit lobenden Worten für den ÖVP-Chef. Das Nachrichtenmagazin schreibt, Kurz sei ein „Mann mit Courage und der Bereitschaft, auch ein hohes persönliches Risiko einzugehen“. Und weiter: „In Deutschland, dem großen Nachbarland, sieht es diesbezüglich anders aus: Hierzulande hält die Union an der siechen Großen Koalition fest mit einer Partei, die seltsame Wettbewerbe organisiert, um zu verschleiern, dass sie in Wahrheit um ihr Überleben kämpft.“ Kurz zeige deutschen Konservativen, „wie man Rechtspopulisten das Wasser abgräbt“.

Von der „Süddeutschen Zeitung“ muss sich Kurz auch Kritik gefallen lassen. So wird ihm etwa Inhaltsleere vorgeworfen und dass die Umsetzung seiner Versprechen oft in den Hintergrund rücke. „Wer sich also in Berlin oder anderswo beeindruckt von den Zahlen den österreichischen Weg zum Vorbild nehmen will, der sollte daran denken, dass Kurz bislang nur auf der Kurzstrecke Erfolg gehabt hat. Den Beweis, dass sein Politikstil auch langfristig funktioniert, ist er bisher schuldig geblieben“, heißt es.

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