An Uniklinik Innsbruck

Trennung von Zivilpatienten und Inhaftierten

Tirol
01.10.2019 13:30

Neuheit an der Uniklinik Innsbruck! Für erkrankte Häftlinge der Justizanstalt Innsbruck wurden zwei Zimmer eingerichtet, in denen sie stationär behandelt werden - und zwar völlig getrennt von den zivilen Patienten. Dass dies von Vorteil ist, hat vergangene Woche eine Attacke in einem Wiener Krankenhaus gezeigt.

Elfriede Brennig – 83 Jahre und demenzkrank – wurde im Speisesaal des Krankenhauses Nord in Wien eine Gabel in den Hals gerammt. Und zwar von einem psychisch kranken Häftling der Justizanstalt Josefstadt, der an diesem Tag im Spital versorgt wurde. Die Pensionistin erlitt dabei oberflächliche Blessuren, zwei Justizwache-Beamte konnten „weitere Verletzungen verhindern“, wie es heißt.

Szenen, die schier unglaublich sind. Szenen, die sich durchaus auch in jedem anderen öffentlichen Krankenhaus abspielen könnten. So auch an der Klinik Innsbruck. Daher haben die Verantwortlichen nun reagiert und eigene Behandlungszimmer für die Insassen des „Ziegelstadls“ eingerichtet.

„LR Bernhard Tilg hat Umsetzung in die Wege geleitet“
„Mit diesem Wunsch ist die Personalvertretung der Justizanstalt Innsbruck an mich herangetreten. Es fiel mir schwer, zu glauben, dass wir derartige Zimmer an der Uniklinik noch nicht hatten. Aus diesem Grund habe ich mit dem zuständigen LR Bernhard Tilg gesprochen. Er hat folglich die Umsetzung in die Wege geleitet“, sagt LR Johannes Tratter.

Die Zimmer für stationäre Behandlungen mussten in technischer Hinsicht adaptiert werden. „Eine Folie in den Fensterscheiben erhöht die Bruchsicherheit des Glases. Hegt ein Insasse etwa suizidale Absichten, leistet das Glas mehr Widerstand“, erklärt Gerhard Mayer, Abteilungsvorstand Bauliches Infrastrukturmanagement der Tirol Kliniken. Zudem sind die Fenster versperrt.

Enorme Erleichterung für die Klinik-Mitarbeiter
In die Zimmertüren wurde ein kleines Fenster eingebaut, damit die Justizwache-Beamten, die die Insassen natürlich ständig bewachen, in die Räume einsehen können. „Und wir haben eine entsprechende Sperrung integriert. Den Schlüssel zur jeweiligen Tür erhalten die Beamten während der Bewachungszeit, damit sie jederzeit Zutritt zum Zimmer haben“, betont Mayer.

Für die Mitarbeiter auf der jeweiligen Station sei diese Variante eine enorme Erleichterung. „Denn nun gibt es klare Vorgaben. Es steht von Beginn an fest, in welchen Zimmern Insassen behandelt werden. So müssen sie nicht spontan jonglieren und umdisponieren“, so der Abteilungsvorstand.

„Der Strafvollzug ist der absolute Nutznießer“
Auch der Leiter der Justizanstalt Innsbruck, Reinhard Potocnik, kann dieser Lösung viel abgewinnen. „Der Strafvollzug ist dabei der absolute Nutznießer. Wir sind die vollen Gewinner“, bringt er es auf den Punkt und ergänzt: „Einen Insassen in einem Zimmer mit zivilen Patienten zu bewachen, ist für keinen der Beteiligten angenehm. Nun, dank dieses Sicherheitsstandards, können wir die Bewachung von erkrankten Inhaftierten so durchführen, dass sie der Öffentlichkeit gegenüber vertretbar ist.“

„Das ist ein besonderer Tag“
Erleichterung macht sich bei Gewerkschafter Oliver Wille breit: „Seit 20 Jahren versuchen wir, diese Zimmer zu realisieren. Nun wurde unser Wunsch erhört, das ist ein besonderer Tag für mich. Und dafür bin ich jedem einzelnen dankbar.“

Gerade einmal 5500 Euro mussten in die Adaptierung der beiden Behandlungszimmer investiert werden, die sehr überschaubaren Kosten haben sich die Beteiligten zur Hälfte aufgeteilt. Ein finanziell kleines Vorhaben mit großer Wirkung...!

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