Netflix unter Druck

Disney, Apple & Co. kämpfen um den Streaming-Markt

Medien
01.10.2019 06:00

Mehrere brandneue Streaming-Dienste gehen bald an Start. Riesige Summen fließen in die Produktion von spektakulären Inhalten. Gleichzeitig entsteht ein G’riss um Rechte für Erfolge wie „Friends“ oder Stoffe wie „Star Wars“.

Fernsehen über das Internet, wann, was und wo man will - Streaming erobert den TV-Markt rasend schnell. Vorreiter war dabei nebst Amazon der Streaming-Dienst Netflix, der mittlerweile weltweit knapp 150 Millionen Abonnenten hat. Doch nun sieht der Pionier seine Felle davonschwimmen, der Gewinn des Unternehmens sank zuletzt, obwohl der Umsatz weiter stieg. Der Grund: Netflix pumpte alleine 2019 15 Milliarden Dollar (knapp 14 Milliarden Euro) in neue Serien und Filme.

Alle wollen ihren Teil vom Streaming-Kuchen
Denn Giganten wie Disney, Apple, NBC oder Warner greifen mit voller Wucht an, gehen alle in den nächsten Wochen und Monaten mit eigenen Diensten an den Start. Und versprechen spektakuläres Programm: Disney+ bietet nicht nur unzählige bekannte Filme von „Schneewittchen“ bis „Der König der Löwen“, sondern hält auch die Rechte an den wertvollen Marken Marvel und Star Wars und kann damit immer neue Abenteuer rund um die Comic-Welt und den Krieg der Sterne erschaffen - fix sind etwa die „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ oder die Marvel-Spinoffs „Loki“ und „Hawkeye“.

Apple hat für sein Apple TV+ Stars wie Jennifer Aniston und Reese Witherspoon („The Morning Show“) oder Jason Momoa („See“) ins Boot geholt, der NBC-Dienst Peacock hat seinen Einstieg für April nächsten Jahres angekündigt.

HBO entriss Netflix Kult-Sitcom „Friends“
Eine ganze Wagenladung brandneuer TV-Angebote will HBO Max bieten. Zusätzlich hat der Streaming-Dienst ein Ass im Ärmel: Die Kult-Sitcom „Friends“ entriss er Netflix, das zuvor 100 Millionen Dollar (gut 90 Millionen Euro) dafür zahlte, die genau 25 Jahre alte Show wenigstens noch ein Jahr lang zeigen zu dürfen - die Serie war eine der drei meistgeschauten auf Netflix.

Ein Loch, das der Platzhirsch nun mit der ebenso in die Jahre gekommenen Comedy „Seinfeld“ stopfen will. Unfassbare 500 Millionen Euro bezahlte Netflix, darf die Serie aber erst ab 2021 (!) zeigen. Es herrscht also ein verbissener Kampf um Rechte für bekannte Erfolgsformate - denn die Idee für einen TV-Hit à la „Game of Thrones“ fehlt momentan trotz Geld und Megastars.

Schon auf den übernächsten Hype schielt dagegen Quibi - dieses Streamingportal wird gemäß der kurzen Aufmerksamkeitsspanne und Smartphone-Affinität von Millennials Serien im Zehn-Minuten-Häppchenformat, zugeschnitten auf den Handybildschirm, produzieren. Klingt absurd? Das finden Kapazunder wie Stephen Spielberg, Steven Soderbergh oder Christoph Waltz nicht, die bereits Verträge mit Quibi abgeschlossen haben.

Hier noch einmal alle neuen Netflix- und Amazon-Herausforderer im Überblick:

  • APPLE TV+: Startet am 1. November gleichzeitig in 100 Ländern, auch in Österreich. Der Preis beträgt 4,99 Euro pro Monat, es gibt einen kostenlosen Probezeitraum von sieben Tagen. Wer ein Apple-Gerät kauft, bekommt ein Jahresabo gratis.
  • HBO Max: Der Streamingdienst von Warner greift auf Marken wie HBO zu und wird Anfang 2020 online gehen. Ein genauer Termin steht noch aus, ebenso die Kosten.
  • Disney+: Am 12. November startet Disney seinen Dienst in den USA, Kanada und den Niederlanden, ein Start in Österreich soll bald darauf folgen, ein Abo wird laut ersten Informationen 6,99 Euro kosten. Der Dienst zeigt nur jugendfreie Inhalte.
  • Peacock: Der Dienst von NBC wurde erst in der Vorwoche präsentiert, wird kommenden April starten. Preisangaben fehlen noch.
  • Quibi: Am 6. April 2020 beginnt das Quibi-Zeitalter um 7,99 Euro pro Monat.

Sind mehr Dienste gut oder schlecht für den Kunden?
Eine Frage bleibt angesichts der vielen neuen Dienste, die in Zukunft ums Geldbörsel der Kunden konkurrieren, vorerst offen. Nämlich, ob der Wildwuchs am Ende gut oder schlecht für den Kunden ist. Denkbar wären durch die stärkere Konkurrenz günstigere Preise. Wer alles sehen will, könnte aber auch zum teuren Zweit- oder Dritt-Abo gezwungen werden - oder wieder in die Welt der Raubkopien abwandern.

Jasmin Gaderer, Kronen Zeitung, und krone.at

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