Forscher sind besorgt

Waschmaschinen können resistente Keime verbreiten

Wissenschaft
30.09.2019 15:37

Ein Bakterium des Typs Klebsiella oxytoca bereitet den Forschern Sorgen: Hygieniker der Universität Bonn konnten nämlich in einem deutschen Kinderkrankenhaus nachweisen, dass sich der häufig antibiotikaresistente keim, der zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zur tödlichen Sepsis führen kann, offenbar über Waschmaschinen verbreiten kann.

Laut Angaben der Wissenschaftler wurde mehrfach ein Bakterium vom Typ Klebsiella oxytoca auf Neugeborene übertragen, glücklicherweise sei es aber zu keinen gefährlichen Infektionen gekommen. Quelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Säuglinge gewaschen wurden.

Der Fall lasse aufhorchen, zumal auch in Haushalten mit zu pflegenden Menschen antibiotikaresistente Bakterien über die Waschmaschine übertragen werden könnten, erklärte die Universität. In einer weiteren Studie soll nun dieser Verbreitungsweg genauer untersucht werden.

Antibiotika konnten nicht mehr eingesetzt werden
In diesem besonderen Fall konnten gängige Antibiotika gegen diesen Erreger nur eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr eingesetzt werden. Nachdem der Keim wiederholt auf Neugeborene übertragen wurde und intensive Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos blieben, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu.

„Dieser Klebsiella-oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war“, erläuterte die Leiterin des One Health-Fachbereichs am IHPH, Ricarda Schmithausen. Diese Besonderheit war den Angaben zufolge ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ. Weder Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.

„Der Klebsiella-oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden“, berichtete der Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn, Martin Exner. Über die Kleidung wurden die Keime auf die Neugeborenen übertragen.

Normalerweise Spezialwaschmaschinen im Einsatz
In Krankenhäusern sind normalerweise spezielle Waschmaschinen und -verfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen - oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf. Auf der Frühgeborenen-Station handelte es sich bei dem etwas länger zurückliegenden Fall dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine.

Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Denn aus Umweltschutzgründen gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen der Trend zu niedrigeren Temperaturen deutlich unter 60 Grad Celsius. Dies sei im Prinzip eine sehr positive Entwicklung, weil dadurch Energie eingespart und das Klima geschont werde, erklärten die Forscher.

Wäsche mit mindestens 60 Grad waschen
Sofern jedoch pflegebedürftige, ältere Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch jüngere Menschen mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt lebten, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen - zum Beispiel 60 Grad - gewaschen werden, um die Übertragung von gefährlichen Keimen zu vermeiden. Hygieniker sehen darin eine wachsende Herausforderung, weil die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen ständig zunimmt.

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