Wählen ohne Kameras

In Straches Wahllokal: „Er ist tief gefallen“

Wien
30.09.2019 06:50

Im Wahllokal des ehemaligen FPÖ-Parteichefs Heinz-Christian Strache in der Hainburger Straße im 3. Bezirk in Wien war der einstige Vizekanzler das ganz große Thema. Wo Strache, dessen Schicksal in der Partei sich bereits am Montag entscheiden könnte, sonst traditionell zur Wahlurne schreitet, war es am Sonntag ganz ruhig. Keine Fernsehteams, die auf ein Statement des Freiheitlichen warten, dafür hatte jeder Wähler etwas zu ihm zu sagen.

Er wollte alles anders machen. „Er war so ein junger Kommunalpolitiker, voll motiviert“, erinnert sich eine Anrainerin an einen Heinz-Christian Strache vor 25 Jahren. „Es ist traurig, was die Macht aus einem Menschen macht“, sagt sie und verlässt das Wahllokal. „Ich habe früher immer die FPÖ gewählt, aber nach Ibiza und der Spesenaffäre heuer zum ersten Mal nicht mehr“, äußert eine Nachbarin ihren Unmut. Von einer „gescheiterten Persönlichkeit“ redet ein Wähler, von „einem tiefen Fall Straches“ eine andere Wählerin.

„Wir haben schon amerikanische Verhältnisse“
Diese Enttäuschung schlägt sich am Abend im Wahlergebnis der FPÖ nieder. Doch die Wähler sind nicht nur von Strache enttäuscht, sondern auch vom Wahlkampf. „Jeder schaut nur noch, wo er wen angreifen und anpatzen kann. Wir haben schon amerikanische Verhältnisse“, kritisiert ein Wiener. Viele Menschen hätten lieber erfahren, was die Parteien für ihre echten Probleme besser machen wollen, statt nur von „Gartenzwergen auf Ibiza“ zu hören.

Ein eingefleischter FPÖ-Wähler glaubt den Nachrichten über Strache ohnehin einfach nicht: „Er ist und bleibt die Nummer 1“, ist er noch immer überzeugt.

Bringt Montag bereits Entscheidung über Straches Zukunft?
Dies allerdings sehen derzeit die wenigsten so. Tatsächlich könnte der Montag bereits eine Entscheidung über das Schicksal von Strache in der FPÖ bringen - Berichten zufolge wurde ihm bereits am Sonntag nahegelegt, seine Parteimitgliedschaft zumindest ruhend zu stellen. Strache habe aber auf stur geschaltet.

Für eine Zitterpartie dürften die nächsten Tage auch für Ehefrau Philippa Strache werden: Nach dem Fall von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte sie bis zuletzt auf ein Mandat gehofft, könnte aber angesichts des schlechten Abschneidens der Blauen in Wien nun nicht ins Parlament einziehen.

Maida Dedagic, Kronen Zeitung. und krone.at

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