NR-Wahl 2019

Schwarz-Grün hängt beim Feiern in Tirol alle ab

30.09.2019 07:00

So ungleich war die Feierlaune in Innsbruck noch nie verteilt: Trübsalblasen bei der SPÖ und bei der FPÖ; Champagnerlaune bei der Tiroler Wacker-Koalition und den Neos.

Ein Lokal mit abgeschirmtem Innenhof in der Innsbrucker Innenstadt hat sich die Tiroler ÖVP ausgesucht. Eine türkis-farbene Showtreppe aus dem ersten Stock mit Rednerpult fällt als erstes auf. Vor dem geistigen Auge sieht man LH Günther Platter herabschreiten, leider erfüllt sich diese Erwartung nicht: Die Treppe dient nur also Dekoration, genauso wie der türkisfarbene Prosecco: Sehr prickelnd, aber etwas nachtragend im Abgang.

„Solche Zuwächse gab‘s in Tirol zuletzt in der Ära Wolfgang Schüssel“
Die zahlreich erschienenen ÖVP-Granden trinken lieber was anderes. Unter ihnen gesichtet: Das Außerferner Urgestein Ferdinand Eberle, dem gleich nach Erscheinen ein Bier gereicht wird. Die Stimmung könnte nicht besser sein: Schließlich hat die VP wahltechnisch an glorreiche Zeiten angeknüpft: „Solche Zuwächse gab’s in Tirol zuletzt in der Ära Wolfgang Schüssel“, sinniert Landesgeschäftsführer Martin Malaun.

„Jetzt ist die Pam weg!“
„Jetzt ist sie weg die Pam!“, entfährt es Franz Hörl, als die Hochrechnung dramatische Verluste für die SPÖ österreichweit zeigt. Schadenfreude zeigt keiner der Anwesenden, aber so mancher tut sich schwer, sie zu verbergen. Das Lokal füllt sich zusehends, schließlich sind um 17 Uhr noch zahlreiche ÖVPler als Wahlbeisitzer tätig. Ist das jetzt ein schwarzer oder ein türkiser Wahlerfolg? Das ist den Feiernden in dieser Stunde egal. „Das Ergebnis zählt!“

Grüne Bürgermeister ist in Wien
Ein paar Straßen weiter haben sich die Grünen in der Nähe ihrer neuen Innsbrucker Parteizentrale versammelt - und nicht wie traditionell im Treibhaus. Als die Zahlen für die Tiroler ÖVP immer weiter in die Höhe steigen, löst das bei manchem Grünen leichtes Unbehagen aus. „Da werden wir ja zum Schluss überflüssig!“, wird gescherzt. Der grüne Bürgermeister Georg Willi ist nicht anwesend, er kommt auch nicht später, er kommt gar nicht, denn er ist in Wien.

Ansage an Kurz
Kein Wunder, in Zeiten wie diesen ist schwarz-grünes Knowhow in der Bundeshauptstadt gefragt. Wer denn jetzt in Innsbruck Bürgermeister wird, wenn Willi als Minister nach Wien geht, wollen Journalisten wissen. Die Grünen weichen aus. Nur so viel: „Wenn Bundeskanzler Kurz seinen Kurs fortsetzen will, wie er angekündigt hat, wird es nicht nur fünf Gründe geben, warum die Grünen nicht dabei sind, sondern 27“ - mit so vielen Mandataren ziehen sie wieder ein. Im Zentrum natürlich Spitzenkandidatin Barbara Neßler. Sie wird nicht nur vom grünen Urgestein Eva Lichtenberger geherzt.

„Ein Zeichen, dass dort gut gearbeitet wird“
Nach herzlichen Umarmungen ist der FPÖ weniger zumute. Und wenn, dann um sich gegenseitig zu trösten. Die letzten Getreuen haben sich in Hall versammelt. Parteichef Markus Abwerzger ist bei der „Urteilsverkündung“, sprich Hochrechnung, gar nicht da. Er taucht erst am Abend auf. Zu Feiern gibt es nichts, aber Rudi Federspiel wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch in der bitteren Stunde etwas Positives erkennen könnte: In der Stadt Innsbruck sei der Verlust mit 5% nur halb so groß.

„Ein Zeichen, dass dort gut gearbeitet wird!“ Anmerkung: Federspiel ist Stadtparteiobmann. Zum Feiern war auch der SPÖ nicht zu Mute, das Raucherlokal an der Ausgehmeile in den Bögen ist trotzdem gefüllt.

Lange Nacht der Sieger
Ein Szene-Lokal in der Innenstadt war für die Neos chic genug, um dort Neo-NR Johannes Margreiter zu feiern. Auch für sie: Eine lange Nacht der Sieger!