„Werner! Werner!“

Kogler und sein geglücktes „Sunday for Future“

Österreich
29.09.2019 19:04

Mit frenetischem Jubel ist Spitzenkandidat Werner Kogler am Sonntagabend in der Wahlzentrale der Grünen im Wiener „Metropol“ empfangen worden. Zu den Klängen von „Don‘t Stop Me Now“ und „Lovely Day“ zog er in den knallvollen Saal ein. Dort sprach er von einem „Sunday for Future“. In Richtung ÖVP, dem zweiten Sieger der Wahl, zeigte er sich nicht konziliant, ganz im Gegenteil: Er höhnte über die „Sektenmitglieder des Kanzlerdarstellers“.

Rede wollte Kogler, wie üblich in blauem Hemd und mit grüner Brille auf der Stirn, eigentlich keine halten. Nachdem die „Werner! Werner! Werner!“-Sprechchöre abgeebbt waren, legte er aber umgehend los. Der Auftrag laute, Österreich zu einem Umwelt-, Klimaschutz-und Naturschutzland Nummer 1 zu machen, und das mit der notwendigen sozialen Absicherung. Dafür sei man gewählt und gestärkt worden, ebenso wie für große Schritte Richtung Korruptionsfreiheit. „Wir werden das, ganz egal an welcher Stelle, umsetzen.“

Stärkste Grün-Partei in ganz Europa
Die Grünen wollten eine „solidarische Gesellschaft freier Menschen in einer intakten Umwelt“. Dafür habe man die Partei fast neu gegründet. „Jetzt wollen wir etwas in diese Richtung bewegen. Ja, da haben wir was zu tun.“ Österreich könne dabei Vorbild für viele sein. Kogler erinnerte daran, dass man sich innerhalb zweier Jahre vom absoluten Tiefpunkt zurückgearbeitet habe. Nicht nur in Österreich: Auch in ganz Europa sei man nun wieder die stärkste Grün-Partei.

Damit sei auch bei den europäischen Grünen eine Alternative „gegen diesen rechtsextremen Wahnsinn, gegen Mitteparteien, die sich zumindest rechtspopulistisch verhalten“ im Entstehen. Kogler sprach von der vergangenen ÖVP-FPÖ-Koalition als „blau-blaue Bundesregierung“ in Österreich.

Für Koalition „radikale Änderung gegenüber früherem Kurs“
Dass man in der ÖVP nun vielleicht mit den Grünen koalieren wolle, war für ihn Anlass für Spott. „Alle die, die die christlichen Grundsätze verschüttet haben, vielleicht graben sie.“ Die Grünen wollten jedenfalls das „strengste Transparenz- und Parteiengesetz in Europa“. Fraglich sei, wie die ÖVP auf eine solche Initiative reagiere: „Dann werden wir ja sehen, wie sich die Sektenmitglieder des Kanzlerdarstellers verhalten.“ Im Interview mit dem ORF zeigte er sich dann doch gemäßigter. Jetzt gehe es einmal um Gespräche über die Sinnhaftigkeit, überhaupt an Verhandlungen zu denken. Dann müsste sich jedenfalls etwas radikal ändern gegenüber dem türkis-blauen Kurs.

Man nehme den Auftrag der Wähler - „egal an welcher Stelle“ - jedenfalls an, so Kogler. Die Devise laute „immer schön am Boden bleiben“. Kogler: „Von diesem Boden werden wir versuchen, Speerspitze in Europa zu sein für eine gerechtere und ökologischere Welt. Das ist ja schon was.“

„Jetzt ist der Klimaschutz im Nationalrat“
Dass die Ausgangslage für die Grünen angesichts der „Fridays for Future“ diesmal besonders gut gewesen sei, gestand die Wiener Grünen-Frontfrau Birgit Hebein vor Journalisten ein. Das Entscheidende sei aber: „Jetzt ist der Klimaschutz im Nationalrat.“

Ex-EU-Mandatar Michael Reimon bezeichnete das prognostizierte gute Ergebnis als „schwer zu realisieren“, vor allem wenn man sich an die Niederlage vor zwei Jahren erinnere. Auf eine Regierungsbeteiligung setzte er keine großen Hoffnung. Die ÖVP bekomme die FPÖ als Partner derzeit „spottbillig“ und werde wohl nicht auf ein grünes Klimaschutzpaket eingehen.

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