GP von Russland

SIEG! Hamilton nutzt Ferrari-„Doppelpatzer“ aus

Formel 1
29.09.2019 15:52

Nach drei Siegen ist die Erfolgsserie bei Ferrari in Sotschi gerissen! Trotz Pole für Charles Leclerc ging am Sonntag der Sieg beim Grand Prix von Russland dank Lewis Hamilton vor Valtteri Bottas auch beim sechsten Mal an Mercedes - weil Sebastian Vettel in dem einen Ferrari-Boliden mit technischem Defekt ausschied und Leclerc in dem anderen Ferrari zum Opfer einer hanebüchenen Boxen-Strategie wurde. In der WM hat der neunfache Saisonsieger Hamilton fünf Rennen vor Schluss 73 Punkte Vorsprung.

Ferrari war nach den der ganzen Königsklasse guttuenden Triumphen von Leclerc in Spa und Monza sowie dem Sieg Vettels zuletzt in Singapur auch in Sotschi als Favorit angetreten - Leclerc hat das mit neuerlicher Pole vor Hamilton und Vettel bestätigt. Doch dann entschied ausgerechnet eine von Vettel ausgelöste virtuelle Safety Car-Phase gegen Ferrari und brachte Mercedes den Sieg in der russischen Olympia-Stadt. Vettel wurde von den Fans zwar zum „Fahrer des Tages“ gewählt, verdiente sich diesen Titel aber auf zwiespältige Weise. Noch unter dem Eindruck des viel diskutierten „Undercuts“ von Singapur war der dort siegreiche Deutsche zunächst am Start von der zweiten Reihe aus in Führung gegangen. Leclerc hatte nach der Streiterei vor einer Woche ganz offensichtlich den Auftrag gehabt, Vettel am Beginn des Rennens an Hamilton vorbei zu ziehen.

Der junge Monegasse leistete aber auch keinen Widerstand, als Vettel auch noch an ihm selbst vorbeifuhr und praktisch „kampflos“ in Führung ging. Den Teil der offensichtlichen Abmachung, Platz eins relativ bald wieder an Leclerc zurückzugeben, hielt Vettel dann aber nicht ein. Es sei besser, länger vorne zu bleiben, um mehr Vorsprung auf die Mercedes herauszufahren, begründete Vettel seine „Widerspenstigkeit“. Es war nicht ganz unrichtig, denn Ferrari hatte im Gegensatz zu Mercedes anfangs auf die weicheren und schnelleren Reifen gesetzt. Der Rücktausch der Plätze 1 und 2 erfolgte daher relativ spät. Aber gerade als Ferrari Leclerc via Boxenstopp wieder zurück in Führung gebracht hatte, blieb ausgerechnet Vettel mit einem Hybridschaden an einer Stelle stehen, die ein virtuelles Safety Car auslöste. Das gab dem schon acht Sekunden zurückliegenden Hamilton die unerwartete Möglichkeit, in dieser neutralisierten Phase an Leclerc vorbei in Front zu gehen.

Den Vorwurf, absichtlich an einer kritischen Stelle geparkt zu haben, ließ sich Vettel nicht gefallen. „Ich habe das Auto schön hingestellt, damit das Rennen nicht unterbrochen wird. Es gab keinen besseren Ort.“ Zur Ferrari-Taktik meinte er: „Ich hatte eine guten Start und das Rennen bis zum Ausfall mit einem soliden Vorsprung kontrolliert. Meiner Meinung nach habe ich meinen Teil der Absprache eigentlich eingehalten.“ Weil gleich nach dem Vettel-Aus das Safety Car tatsächlich auf die Strecke kam, versuchte Ferrari zu retten, was noch zu retten war. Leclerc kam nochmals an die Box, um die harten gegen die schnelleren weichen Reifen zu tauschen. Offenbar um eine Runde zu spät, denn Leclerc verlor dadurch auch Platz zwei an Bottas. Trotz des schnelleren Autos kam der junge Monegasse dann nicht mehr am Finnen vorbei und musste sich sogar mit Platz drei zufriedengeben.

„Wir sind zwar wieder am Podium, haben aber nicht gewonnen“, meinte Leclerc wortkarg, hielt sich im Gegensatz zu Singapur zunächst mit öffentlicher Kritik aber zurück. „Eigentlich wollte ich Platz eins gleich zurück haben“, stellte er immerhin klar. „Das Team weiß es aber offenbar besser und ich vertraue dem Team immer“, sagte der 21-Jährige. Alles andere sei intern zu klären, betonte Leclerc. Bei Mercedes freute man sich über einen nicht erwarteten, vierten Doppelsieg in Sotschi und Hamilton jubelte über seinen 82. GP-Sieg, den ersten seit der Sommerpause. „Unglaublich. Die Ferrari waren am Beginn so schnell, ich bin kaum nachgekommen“, sagte Hamilton. „Gut, dass wir nie aufgegeben haben“, ergänzte der Brite, dessen sechster WM-Titel nun wohl endgültig in trockenen Tüchern ist. Mercedes-Teamchef Toto Wolff durfte nach den vielen Rückschlägen zuletzt durchatmen.

„So schwer erkämpfte Siege machen die meiste Freude. Ich bin richtig happy“, sagte der Wiener im ORF. Dass der Zwist zwischen den beiden Ferrari-Piloten weitergeht - Vettel hatte schon in der erfolgreichen Phase mit Red Bull (Multi 21) einer Team-Vereinbarung nicht Folge geleistet - kommt den Silbernen nicht ungelegen. „Es ist nicht leicht, zwei Fahrer an der Spitze zu managen“, weiß Wolf. „Das hatten wir früher auch, sie lernen das gerade. Für uns war das heute ein großer Schritt in beiden Meisterschaften.“

Das Ergebnis:
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:33:38,992 Std.
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +3,829 Sek.
3. Charles Leclerc (MON) Ferrari +5,212
4. Max Verstappen (NED) Red Bull +14,210
5. Alexander Albon (THA) Red Bull +38,348
6. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren +45,889
7. Sergio Perez (MEX) Racing Point +48,728
8. Lando Norris (GBR) McLaren +57,749
9. Kevin Magnussen (DEN) Haas +58,779
10. Nico Hülkenberg (GER Renault +59,841

11. Lance Stroll (CAN) Racing Point +1:00,821 Min.
12. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso +1:02,496
13.
Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1:08,910
14. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso +1:10,076
15. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1:13,346


Ausgeschieden: Sebastian Vettel (GER/Ferrari), Romain Grosjean (FRA/Haas), Robert Kubica (POL/Williams), Daniel Ricciardo (AUS/Renault), George Russell (GBR/Williams)

Schnellste Runde: Lewis Hamilton (GBR/Mercedes) in der 51. Runde in 1:35,761 Min.

Der Stand in der Fahrer-WM:
1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 322 Punkte
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 249
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari 215
4. Max Verstappen (NED) Red Bull 212
5. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 194
6. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso 69
7. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren 66
8. Alexander Albon (THA) Red Bull 52
9. Lando Norris (GBR) McLaren 35
10. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 34
11. Nico Hülkenberg (GER) Renaul t34
12. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso 33
13. Sergio Perez (MEX) Racing Point 33
14. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 31
15. Kevin Magnussen (DEN) Haas 20
16. Lance Stroll (CAN) Racing Point 19
17. Romain Grosjean (FRA) Haas 8
18. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 4
19.
Robert Kubica (POL) Williams 1

Der Stand in der Konstrukteurs-WM:
1. Mercedes        571 Punkte
2. Ferrari             409
3. Red Bull          311
4. McLaren         101
5. Renault            68
6. Toro Rosso       55
7. Racing Point     52
8. Alfa Romeo       35
9. Haas                  28
10. Williams            1

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(Bild: KMM)



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