Trainer Franz Stampfl

Wiener nun Teil des „Welterbes der Leichtathletik“

Sport-Mix
26.09.2019 20:22

Sensationelle, unverhoffte Ehre für Österreichs Leichtathletik! Am Vortag des Beginns der WM in Doha wurde der Wiener Franz Stampfl posthum mit der Plaque des Leichtathletik-Weltverbandes für legendäre Trainer ausgezeichnet. Diese Auszeichnung nahm ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer bei einer Pressekonferenz im Khalifa International Stadion entgegen.

Stampfl wurde als Trainer des Briten Roger Bannister weltbekannt. Dieser lief am 6. Mai 1954 in Oxford im Stadion an der Iffley Road als erster Athlet die Meile unter vier Minuten - in 3:59,4! Stampfl ist mit diesem Orden offiziell ein Teil des „Welterbes der Leichtathletik“. Selbst in Österreich waren die Großtaten von Franz Stampfl lange wenig bekannt. Erst Andreas Maier, Pressechef des Vienna City Marathons, zeichnete nach großartiger, jahrelanger Recherche in einem wunderbaren Buch die Geschichte des Wiener Trainers auf. Franz Ferdinand Leopold Stampfl, der von 1913 bis 1995 lebte, war 1937 nach England emigriert. Da kein Jude, sondern römisch-katholisch, musste er zwar nicht fliehen, er stand aber dem Nationalsozialismus vollkommen ablehnend gegenüber.

Er verließ Österreich und arbeitete nach dem Krieg zunächst als Trainer in Nordirland, dann ging er nach London und trainierte ab 1953 Roger Bannister. Dort führte er ihn zu der Weltsensation, als Erster die Meile unter vier Minuten zu laufen. Ebenso betreute Stampfl beide Tempomacher in diesem Meilen-Rennen, Chris Brasher, später mit Stampfl Olympiasieger über 3.000 m Hindernis, und Chris Chataway, später mit Stampfl Weltrekordläufer über 5.000 m. Der Meilenrekord von Bannister ist bis heute einer der prägendsten Sportmomente des 20. Jahrhunderts und das historische Vorbild für alle „Barriere-Brecher“ im Sport - so auch ganz explizit für den Versuch von Eliud Kipchoge, einen Marathon in unter zwei Stunden zu laufen. Dieses Projekt, die INEOS 1:59 Challenge, wird in einem Zeitfenster von 12.-20. Oktober in Wien stattfinden.

„Im Bewusstsein, dass Franz Stampfl seine größten sportlichen Erfolge in Großbritannien und Australien gefeiert hat, sind wir sehr stolz, dass ihm diese Ehrung zuteilwird und wir als Österreichischer Leichtathletik-Verband gebeten wurden, die Auszeichnung stellvertretend anzunehmen und ihm ein ehrendes Andenken zu ermöglichen. Er war ein Weltbürger, der in Wien seine ersten Erfahrungen gemacht und seine ersten Erfolge gefeiert hat. Die geschichtlichen Verwerfungen des Zweiten Weltkrieges haben sich tief in ihn eingeschnitten. Sein Leben lag am Kreuzungspunkt von Weltsport, Zeitgeschichte und privaten Schicksalsschlägen und ist eine Inspiration für alle, die Sport betreiben“, sagt ÖLV-Präsidentin Spendelhofer.

Olaf Brockmann

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(Bild: KMM)



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