Süße Erkenntnis

Babys bekamen schon vor 3000 Jahren Fläschchen

Wissenschaft
26.09.2019 11:00

Zu einer süßen Erkenntnis ist nun ein Wissenschaftlerteam mit österreichischer Beteiligung gelangt: Schon in der Bronze- und Eisenzeit vor rund 3000 Jahren haben Babys tierische Milch aus Fläschchen verabreicht bekommen. Dies ergaben Untersuchungen von prähistorischen Trinkgefäßen, die die Forscher in Bayern entdeckt haben. Die Behältnisse aus Keramik waren zum Teil sogar wie Spielzeug geformt.

Insgesamt ist noch relativ wenig darüber bekannt, wie Menschen vor Jahrtausenden das Abstillen bewältigt haben und auf welche Zusatznahrung sie dabei zu welchem Zeitpunkt zurückgegriffen haben. Dass bis zu 6000 Jahre alte Gefäße mit kleinen Öffnungen als Fläschchen für Babys und Kleinkinder verwendet worden sein könnten, war zwar vermutet worden, Beweise dafür gab es jedoch nicht.

Kleine Gefäße in Tierform auch in und um Wien gefunden
Verstärkt gefunden wurden solche Keramiken dann aus dem Zeitraum zwischen 1200 und 600 vor Christi Geburt. Auch im Raum Wien - etwa in der Bundeshauptstadt selbst, in Oberleis oder Vösendorf - wurden solche teils in ihrer Form Tieren nachempfundenen prähistorischen Gefäße gefunden, die auch im Naturhistorischen Museum zu sehen sind.

Darüber, was darin gereicht wurde, konnte bisher nur spekuliert werden. Nun nahm ein Forscherteam einige solcher Fläschchen genauer unter die Lupe. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten Katharina Rebay-Salisbury und Roderik Salisbury vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Experten von der britischen University of Bristol im Fachjournal „Nature“.

Demnach wurden die Gefäße in Gräbern von Kindern entdeckt, die im Alter zwischen einem und sechs Jahren verstorben waren. Aus diesen Funden, die aus einem spätbronzezeitlichen und einem früheisenzeitlichen Gräberfeld (rund 1200 bis 450 vor Christus) aus Bayern stammten, ließen sich mit modernen Methoden tatsächlich belastbare Schlüsse ziehen.

Keine Muttermilch, sondern Milch von Wiederkäuern
So gelang es, in drei der Behälter die chemischen Signaturen von Milchfetten nachzuweisen, die in dem Material erhalten geblieben sind. Es ließ sich sogar sagen, dass es sich nicht etwa um Muttermilch, sondern um Milch von Wiederkäuern - also von Schafen, Ziegen oder Kühen - gehandelt hat. Gerade Ziegenmilch sei aufgrund ihrer relativen Ähnlichkeit zur Muttermilch zum Abstillen gut geeignet, so Rebay-Salisbury.

Hier zeige sich, wie Menschen seit Jahrtausenden versuchen, „Arbeit und Kinder zu vereinbaren. Natürlich hat man Kinder immer auch ins tägliche Leben miteinbezogen und einfach mitlaufen lassen - was ja heute nicht immer so gut möglich ist“, meint die Forscherin. Die Sauggefäße seien ein starker Beleg dafür, dass seit sehr langer Zeit auch andere Menschen neben der Mutter Aufgaben wie das Füttern übernommen haben und dass elterliche Pflichten in der Gemeinschaft geteilt worden sind.

Nur die Hälfte der Kinder erreichte das Erwachsenenalter
Im Rahmen ihrer Studien legt Rebay-Salisbury einen der Schwerpunkte auf die Analyse der Ernährung von Kindern und der Stilldauer in prähistorischen Zeiten. „Durch die Untersuchungen an Kinderskeletten sehen wir, wie gut Kinder behandelt wurden und wie wichtig Mutterschaft war.“ Aktuell gehe man davon aus, dass in der Urgeschichte rund 35 Prozent der Kinder vor dem ersten Geburtstag starben und die Hälfte das Erwachsenenalter nicht erreichte.

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