Ex-Leibwächter in Haft

Strache: „Von krimineller Struktur unterwandert“

Österreich
24.09.2019 18:58

Die Schlagzeilen werden auch nach dem Ausscheiden von Heinz-Christian Strache aus der Politik nicht weniger - eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Nachdem sein früherer Leibwächter in der Affäre um Straches Spesenabrechnungen festgenommen wurde, reagierte der Ex-FPÖ-Chef „enttäuscht“ und sieht sich „jahrelang von einer mutmaßlichen kriminellen Struktur unterwandert“. Sein ehemaliger Bodyguard, der auch FPÖ-Bezirksrat war, soll „über Jahre Hunderte Abrechnungsbelege gesammelt“ haben, heißt es. Diese sollen systematische Veruntreuung im Parteiapparat der Freiheitlichen belegen. FPÖ-Chef Norbert Hofer bezeichnete die Affäre als „Angriff auf die gesamte Demokratie“ und ortete „kriminelle Netzwerke“ hinter den Enthüllungen.

Der gelernte Polizist, der bis 2014 für Straches Sicherheit verantwortlich war, soll über Jahre hinweg belastendes Material über Strache und andere FPÖ-Mitglieder gesammelt haben - laut Informationen der „Krone“, weil er sich von der Partei im Stich gelassen fühlte. Teils soll er selbst an den falschen Spesenabrechnungen mitgewirkt haben. In der Anzeige eines „Insiders“ bei der Staatsanwaltschaft geht es auch um Sporttaschen mit hohen Bargeldsummen aus russischen Geschäftskreisen. Derartige Zuwendungen von ukrainischen oder russischen Geschäftsleuten sollen öfter geflossen sein.

Strache „enttäuscht und traurig“
Der Ex-Leibwächter wurde mittlerweile aus der Partei ausgeschlossen. Strache tat auf Facebook am Dienstagnachmittag seine Enttäuschung kund: „Wenn man offensichtlich jahrelang von einer mutmaßlichen kriminellen Struktur unterwandert wurde, welche mit kriminellen Mitteln und Methoden gegen meine Person gearbeitet hat - um sich selbst zu bereichern -, muss man auch mit jeglicher krimineller Energie gegen meine Person gerichtet rechnen! Traurig!“ Am Dienstagabend schrieb er zudem von „gezielten und konstruierten Verleumdungen des mutmaßlichen kriminellen Ibiza-Netzwerks“, die „offensichtlich wieder einmal eine Wahl beeinflussen“ sollen.

Tatsächlich könnte der Ex-Leibwächter bei der Entstehung des Ibiza-Videos eine Rolle gespielt haben. Er soll sich als Informant an der Organisation der Falle in Ibiza - das Video aus der Finca führte bekanntlich zu Neuwahlen in Österreich - beteiligt haben. Nun wird gegen den Mann wegen einer möglichen Erpressung und auch wegen Beitragstäterschaft zur Untreue in der Spesenaffäre (es gilt die Unschuldsvermutung) ermittelt. Bei einer Verurteilung drohen mehrere Jahre Haft.

Hofer ortet „Angriff auf Demokratie“
FPÖ-Chef Norbert Hofer ortete am Dienstagabend in der Causa gar einen „Angriff auf die Demokratie“ und sieht „ein kriminelles Netzwerk im Ausland“ sowohl hinter diesen Veröffentlichungen als auch hinter dem Ibiza-Video. Die Vorwürfe gegen Strache will er prüfen: „Ich werde als Obmann der FPÖ nicht zögern, die nötigen und angebrachten Konsequenzen zu ziehen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen“, kündigte Hofer an, die gegen Strache erhobenen Vorwürfe „rasch und gewissenhaft“ zu untersuchen. 

Scharfe Kritik übt Hofer in seinem Facebook-Beitrag daran, dass die Informationen über das bis zu 10.000 Euro pro Monat schwere Spesenkonto seines Vorgängers wenige Tage vor der Wahl an die Öffentlichkeit geraten sind: „Seit mehr als fünf Jahren wird hier mit hoher krimineller Energie und mit der klaren Absicht gearbeitet, die FPÖ schwer zu schädigen oder gar zu vernichten. Es handelt sich dabei um einen Angriff auf die gesamte Demokratie in unserer Heimat Österreich.“

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