Experte im Talk
„Jeder fünfte 15-Jährige kann nicht lesen“
Österreichs Bildungssystem zählt im aktuellen Wahlkampf nicht gerade zu den Hauptthemen. Einer, der es in seiner bestehenden Form aber stets zu kritisieren weiß, ist der Buchautor und Bildungsexperte Andreas Salcher. Worum es in seinem neuesten Buch geht, in welchen Bereichen man dringend handeln müsste und warum er unserem Schulsystem nur ein „Genügend“ geben würde, hat krone.tv-Interviewer Gerhard Koller mit ihm besprochen. Das ganze Interview sehen Sie oben.
„Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ ist der Titel von Salchers neuestem Werk. Bereits 2008 hat der Bildungsexperte in einem Buch auf die Schwächen im Schulsystem hingewiesen. Viel hat sich seitdem seiner Meinung nach nicht getan - im Gegenteil, es habe sich sogar verschlechtert, wie er im neuesten Buch schreibt. „Die im Titel angesprochenen Feinde der Schüler sind nicht die Lehrer, sondern all jene, die sich mit diesem niedrigen Anspruch an unser Schulsystem zufriedengeben“, erklärt Salcher.
„Jeder fünfte 15-Jährige kann nach neun Jahren Schule in Österreich nicht sinnerfassend lesen und beherrscht die Grundrechnungsarten nicht“, setzt er fort. Für Salcher ist das inakzeptabel: „Stellen Sie sich vor, jedes fünfte neu produzierte Auto fährt nicht. Was es da für einen Aufschrei geben würde.“
Mehr „soziale und digitale Kompetenzen“ lehren
Das Kernproblem liege beim Beginn der Mittelstufe, also nach der Volksschule, wo man beginne, „bis zu 21 Gegenstände im 50-Minuten-Takt in kleine Kinderköpfe zu stopfen“. Auch habe sich im Bildungssystem in den vergangenen 80 Jahren nichts verändert. Laut Salcher müsste man den Kindern im 21. Jahrhundert vermehrt „soziale, kommunikative, ethische und digitale Kompetenzen“ beibringen.
„Massives Investment in die Kindergärten“ nötig
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund beträgt in den Wiener Volksschulen 63 Prozent, in Wiens Mittelschulen sogar 77 Prozent. Für die Lehrer eine große Herausforderung, findet auch Salcher: „So kann es nicht gehen. Wir brauchen daher ein massives Investment in die Kindergärten. Dort kann man mit geringem Aufwand einen maximalen Bildungsnutzen erreichen.“
Außerdem bräuchte es in Österreich „echte flächendeckende Ganztagsschulen“, um allen voran Kindern, die nicht Deutsch als Muttersprache haben oder aus bildungsferneren Schichten kommen, zu helfen: „Die besten Schulen Österreichs sind jene, die ein Ganztagssystem haben.“
Für das österreichische Bildungssystem gibt es von Andreas Salcher daher lediglich ein „Genügend“.
„Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ ist seit 31. August im Handel.
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