Versteuerung nötig

Finanzielle Prügel vor die Beine der Bergrettung

Tirol
20.09.2019 09:00
Sie retten ehrenamtlich Leben, bezahlen sogar die persönliche Ausrüstung selbst, müssen jetzt aber ihre Aufwandsentschädigung versteuern. Fazit: Die Funktionäre der Tiroler Bergrettung sind plötzlich schlechter gestellt als Fußballtrainer. „Die Motivation fördert dies sicher nicht“, betont Landesleiter Hermann Spiegl.

Bislang galten die Aufwandsentschädigungen als unversteuerbare Pauschalen. Nach einer Prüfung durch die Finanz änderte sich jedoch die Situation: Versteuerung ist angesagt!

Bis zu 3000 Euro Nachzahlungsforderungen
Erste Nachzahlungsforderungen flatterten einigen Bergrettern bereits ins Haus. Bis zu 3000 Euro mussten Funktionäre an die Finanz überweisen. Keine Kleinigkeit, schon gar nicht für Freiwillige, die täglich rund um die Uhr Gewehr bei Fuß stehen, um Leben zu retten.

„So etwas macht die Motivation kaputt, außerdem fördert es die Suche nach Graubereichen – und das wollen wir verhindern“, sagt Landesleiter Spiegl. Die Bergretter stehen nun jedenfalls schlechter da als Funktionäre und Trainer von Amateurfußballvereinen.

„Lösung in Wien nicht akzeptiert“
„Die dürfen 500 Euro pro Monat Aufwandsentschädigung steuerfrei bekommen“, weiß der Landesleiter. An dieses Modell, das im Übrigen auch für die Freiwilligen Feuerwehren gilt, hätte sich die Bergrettung gerne angelehnt. „Das ist aber leider nicht möglich, offenbar wurde diese Lösung in Wien nicht akzeptiert.“

Trotzdem wollen die Tiroler Bergretter die Ungleichbehandlung nicht akzeptieren. Spiegl: „Wir schließen uns mit der Höhlen- und Wasserrettung zusammen und werden im Oktober auf der Bundesverbandstagung in der Sache aktiv.“

Doch nicht nur auf die ehrenamtlichen Funktionäre, sondern auch auf den Gesamtverein kommen unerwartete neue finanzielle Belastungen zu. „Wir müssen jetzt alle Freiberufler, die für uns – zum Beispiel in der Ausbildung – tätig sind, als Angestellte anmelden und für sie Sozialversicherungsbeiträge zahlen.“ Sagenhafte 180.000 Euro kostet dies die Rettungsorganisation zusätzlich pro Jahr.

„Müssen nun betteln“
„Dieses Geld haben wir nicht“, bedauert Spiegl. Die Konsequenz: Der Bergrettung bleibt nichts anderes übrig, als beim zuständigen Landesrat Josef Geisler um die 180.000 Euro zu „betteln“. „Das ist uns vor allem auch deshalb sehr unangenehm, weil uns das Land finanziell ja bereits sehr gut unterstützt.“

Das Kuriose an der ganzen Angelegenheit: Die 180.000 Euro, die aus öffentlichen Mitteln des Landes Tirol nun erbettelt werden müssen, landen schnurstracks in Wien.

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