Tribüne Linz:

Lieber vor Zündlern den Kopf in den Sand stecken!

Oberösterreich
20.09.2019 17:00

Max Frisch landete mit seinem „Haarölschwindler“ einen Bestseller: Seit Ende der 1950er Jahre ist nämlich sein Stück „Biedermann und die Brandstifter“ Pflichtlektüre an Schulen. Die Tribüne Linz haucht dem Lehrstück über Angst, Doppelmoral und das Böse neues Leben ein. Die Premiere am Mittwoch erhielt viel Beifall!

Den Theatertext „Biedermann und die Brandstifter“ zu lesen ist eine Sache, das Stück zu spielen eine andere. Vorweg: Tribüne-Regisseurin Cornelia Metschitzer meistert die Herausforderung in puncto Treue zum Original: Sie lässt den biederen Haarölfabrikanten zuschauen, wie ein Muskelringer und ein Kleinkrimineller zuerst seinen Kühlschrank leeren und dann den Dachboden mit Benzin und Zündschnur scharfmachen. Aber Biedermann tut nichts dagegen! Frisch schrieb das Stück einst im Hinblick auf die Starre, die einsetzte, als die Nazis den Weltkrieg anzündeten.


Schauspiel holt Beifall
Die Erstarrung passt ins Heute, in dem Rechtsruck-Regierungen und Klimawandel-Skeptiker zündeln und die globale Zukunft gefährden. Ängste und Bequemlichkeit lassen viele lieber den Kopf in den Sand stecken. Einer Neudeutung weicht die Inszenierung aber aus, hält sich an die Vorlage. Tolles Schauspiel tröstet darüber hinweg! Rudi Müllehner ist grandios, wenn er als Biedermann Emotionen verbirgt oder eben durchbrechen lässt. Punktgenau gelingt Gina Christof die Grätsche zwischen Dienstmädchen und Zündler, sie wechselt sekundenschnell die Rollen. Tom Büning überzeugt als ungebetener Gast und Paula Kühn gibt Frau Biedermann weiche Konturen. Die Inszenierung erhielt viel Beifall!

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung

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