Mann vertrieb Räuber

Gescheiterter Überfall: Brüder müssen in Haft

Salzburg
17.09.2019 14:30

Ein Schöffensenat am Landesgericht Salzburg hat sich am Dienstag mit einem gescheiterten Raubüberfall auf ein vermögendes Ehepaar im Oktober 2018 in Salzburg befasst. Angeklagt war ein nicht geständiges Brüderpaar, 34 und 24 Jahre alt. Der Ältere soll gewusst haben, dass das Paar in der Wohnung einen Tresor mit 100.000 Euro besaß, der Jüngere soll die Tat mit einem Unbekannten verübt haben. 

Das Gericht verurteilte die beiden Angeklagten zu Haftstrafen: Der beschuldigte Anstifter zur Tat erhielt 30 Monate unbedingt Gefängnis, sein Bruder - der unmittelbare Täter - wurde zu zwei Jahren teilbedingter Haft, acht Monate davon unbedingt, verurteilt.

Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Die Brüder meldeten Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Die Staatsanwaltschaft berief, weil ihr die Strafen heute zu gering ausgefallen sind.

Der 24-jährige Kosovare rechtfertigte sich, er sei zur Tatzeit am 4. Oktober um 3.30 Uhr im Bordell „Pascha“ gewesen und habe dort auf seinen Bruder gewartet. Der 34-Jährige, ein Serbe, der kurz vor dem Überfall mit dem ihm bekannten Ehepaar in der Salzburger Altstadt zusammengesessen war, erklärte, er sei nicht mehr in den Nachtklub gekommen, sondern nach Hause gefahren. Mit der Tat habe er ebenfalls nichts zu tun. Ihre Verteidiger forderten einen Freispruch.

Laut Anklage verbrachte der 34-Jährige mit dem Ehepaar den Abend zunächst in einem Altstadtlokal, wo auch Alkohol getrunken wurde, und besuchte sie später noch in ihrer Wohnung. Er kannte die beiden von ihrer Übersiedlung von der Steiermark nach Salzburg, die er als Betreiber einer Umzugsfirma für sie erledigte. Zu später Stunde verabschiedete er sich von dem Paar, läutete nochmals an ihrer Türe und bedankte sich für den schönen Abend.

Als es erneut an der Türglocke läutete und die Ehefrau öffnete, standen zwei mit Damenstrümpfen maskierte Männer davor. Einer der Männer fasste die Frau am Nacken, hielt ihren Mund zu und hielt sie am Boden fest. Sie wurde bei der „Home Invasion“ leicht verletzt. Ihr Mann setzte sich zur Wehr, verpasste einem Täter mehrere Faustschläge, attackierte den anderen mit einem Sessel und trieb sie schließlich - ohne Beute - in die Flucht.

Staatsanwalt Matthias Haidinger stützte sich auf Zeugenaussagen und die Rufdatenauswertung der Mobiltelefone der Angeklagten. Der 34-Jährige habe kurz vor und nach dem Überfall fünfmal mit seinem Bruder telefoniert. Eine Standortbestimmung habe ergeben, dass das Handy zeitnah in Tatortnähe eingeloggt war. „Ja, es gibt Zufälle, aber so eine Häufung von Zufällen ist zu viel“, sagte der Staatsanwalt. „Es war ein von langer Hand geplanter Überfall.“ Der Serbe scheide als unmittelbarer Täter aus, er sei der Tippgeber gewesen.

Dem vorsitzenden Richter Günther Nocker war die „Bordell“-Variante der Beschuldigten heute neu. Der Verteidiger des 34-Jährigen, Rechtsanwalt Franz Essl, sagte, sein Mandant habe die Anrufe deshalb aus der Anrufliste des Handys gelöscht, weil seine Frau, „die immer wieder in seinem Smartphone drinnen ist“, nichts von dem geplanten Lokalbesuch mit dem Bruder erfahren hätte sollen. Außerdem würde sein Mandant nicht so dumm sein, seine eigenen Kunden zu überfallen. „Etwas Dümmeres kann es nicht geben“, betonte Essl. „Es gibt kein Motiv, dort einen Raub durchzuführen.“ Der 34-Jährige sagte zum Richter, er sei nach dem Treffen mit dem Ehepaar direkt nach Hause gefahren. In seinen Gesprächen mit ihnen sei ein Tresor nie ein Thema gewesen, betonte der Angeklagte.

Der Verteidiger des 24-Jährigen, Rechtsanwalt Leopold Hirsch, schloss sich den Ausführungen Essls an. Sein Mandant, der in dem Umzugsunternehmen des Bruders arbeitet, sei zur Tatzeit bei dem Handymasten nahe des Bordells eingeloggt gewesen, und nicht bei jenem in der Nähe der Wohnung des Ehepaares, die 1,7 Kilometer von dem Bordell entfernt liege. „Die Handyauswertung widerlegt deutlich das Konstrukt der Staatsanwaltschaft“, pflichtete ihm Kollege Essl bei. 

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