Politiker-Biografien

Zwischen Schulaufsatz, Schwulst und Lobhudelei

Österreich
13.09.2019 06:00

Politiker-Biografien stehen gerade hoch im Kurs. Nach der schwülstigen Lobhudelei auf ÖVP-Chef Sebastian Kurz erscheint die Autobiografie von Norbert Hofer. Weite Teile lesen sich wie ein schlechter Schulaufsatz.

Wer daran gezweifelt hat, dass Norbert Hofer und Herbert Kickl an einem Strang ziehen, braucht nur das Vorwort im nun erscheinenden Buch des blauen Chefs zu lesen - und weiß Bescheid. Der ehemalige Innenminister hat den Prolog verfasst und streut seinem Parteivorsitzenden Rosen.

Einfachste Sätze und ein schlechter Stil
Wer den Rest des Buches, also den neuen Teil - ab Seite 67 ist es eine Neuauflage eines alten Werks von Norbert Hofer - geschrieben hat, bleibt im Unklaren. „Eine Gemeinschaftsproduktion“, heißt es dazu aus der FPÖ. Doch dabei hat man sich offenbar nicht viel Mühe gemacht. Denn dass der Text absichtlich so formuliert ist, ist eigentlich undenkbar. Die Kapitel, die die Zeit des Bundespräsidentenwahlkampfs und die Zeit der FPÖ in der Regierung behandeln, gleichen einem Schulaufsatz, einem schlechten wohlgemerkt, und ganz bestimmt nicht aus der Oberstufe.

Kitschroman als Kniefall vor dem ÖVP-Chef
Aber die FPÖ ist nicht die einzige Partei, die mit einer Politiker-Biografie ordentlich danebengehauen hat. Das neue Buch über ÖVP-Chef Sebastian Kurz mutet wie ein schwülstiger Groschenroman an. „Zunächst erblickte ich nur eine Silhouette. ,Ist er es wirklich?‘, dachte ich mir“, so schildert die Autorin, die auch noch ihren Lebenslauf geschönt hat, ihre erste Begegnung mit Sebastian Kurz.

Auch der Autor der Biografie über Ex-SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern trug reichlich dick auf. Der Verfasser, ein Freund Christian Kerns seit Studententagen, stellt den ehemaligen SPÖ-Chef ungeniert als Superheld, der „immer der Fleißigste, Belesenste und der Gescheiteste von uns allen“ gewesen sei, dar.

Dass das Buch eines FPÖ-Gemeinderats über den langjährigen ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kein kritisches Werk geworden ist, versteht sich von selbst. Und Stefan Petzner, der ein Buch über seinen „Lebensmenschen“ Jörg Haider verfasste, packte gleich viel Privates in seine Schrift.

Abrechnung und Therapiesitzung
Ein wenig aus der Reihe dieser Lobeshymnen tanzt die Abrechnung des ehemaligen ÖVP-Vizekanzlers Reinhold Mitterlehner mit Sebastian Kurz. Diese klingt dafür wehleidig, nachtragend und wie eine Therapiesitzung für Mitterlehner.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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