„Recht auf Leben“

EU-Kommissar: Impfen notfalls zur Pflicht machen

Ausland
12.09.2019 14:22

Sinkende Impfraten bedrohen das Leben von Kindern in zahlreichen Ländern. Um dem entgegenzutreten, denkt die EU jetzt auch eine Impfpflicht an. Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis plädierte für eine solche in Ländern mit sinkenden Impfraten, wie er am Donnerstag bei einem Impfgipfel in Brüssel sagte.

„Wenn man sich das epidemiologische Bild anschaut und sieht, dass man keine Chance auf einen raschen umfassenden Impfschutz hat, sollte man es verpflichtend machen“, so Andriukaitis. Kinder hätten das Recht zu leben, das könne man nicht ignorieren. „Wenn Eltern das nicht verstehen, müssen wir uns fragen, wer Verantwortung übernimmt. Natürlich ist das Parlament verantwortlich und die Regierung.“

„Müssen das Vertrauen in Impfungen wiederherstellen“
Alle Länder müssten stärker gegen falsche Information und Impfskepsis kämpfen, ist auch Noch-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker überzeugt. Viel zu viele Menschen säßen dem Irrglauben auf, dass Impfstoffe Krankheiten verursachen, statt gegen sie vorzubeugen. Auch der Irrglaube, dass Pharmafirmen aus Profitgier für Impfungen werben, sei verbreitet. Dagegen müsse gekämpft werden. „Wir müssen das Vertrauen in Impfungen wiederherstellen, und dabei müssen alle mitmachen“, sagte er.

90.000 Masernfälle im ersten Halbjahr
Die WHO schlägt schon lange unter anderem wegen weltweit steigender Masernfälle Alarm. In Europa wurden im ersten Halbjahr 2019 rund 90.000 Fälle registriert. Das waren bereits mehr als die 84.462 Fälle im gesamten Jahr 2018. In Österreich liegen die Durchimpfungsraten für beide Masern-Teilimpfungen in mehreren Altersgruppen unter dem WHO-Ziel von 95 Prozent. So verfügten 2017 nur knapp 70 Prozent der 15- bis 30-Jährigen über einen kompletten Impfschutz.

„Impfungen unterbrechen einen Teufelskreis“
„In Europa sterben Kinder an vermeidbaren Krankheiten“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Impfungen sind eine der wichtigsten Erfindungen in der Geschichte der Medizin.“ Tedros forderte mehr Investitionen in neue Impfstoffe sowie mehr Hilfsgelder, um Kinder auch in entlegenen Konflikt- oder Katastrophengebieten mit lebensrettendem Impfstoff zu erreichen. „Die Ärmsten und am stärksten Benachteiligten laufen am meisten Gefahr, leer auszugehen“, sagte er. „Impfungen unterbrechen einen Teufelskreis, der Kinder in Armut gefangen hält.“

Ein experimenteller Ebola-Impfstoff helfe im Kongo gerade dabei, die Ausbreitung der tödlichen Krankheit einzudämmen. Für Tests in Afrika gebe es jetzt einen Impfstoff gegen Malaria.

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