Baby-Schüttler

Vater weint und sagt:„Luca ist mein Ein und Alles“

Salzburg
11.09.2019 23:30
Zum zweiten Mal sitzt der Bauarbeiter (33) vor einem Richter-Senat im Landesgericht. Doch diesmal geht es um den Vorwurf des versuchten Mordes: Sein eigenes Baby hat er im November 2017 heftig geschüttelt. Der Staatsanwalt spricht von lebensbedrohlichen Verletzungen. Der Vater meint aber, er wollte das Kind nur retten.

Anfang Dezember war der Fall bereits Prozess-Thema. Da verfing sich der angeklagte Vater aber in Widersprüche und redete die Sache klein. Für den Gerichtsmediziner bestand hingegen Lebensgefahr. Der Staatsanwalt änderte daraufhin die Anklage – auf versuchten Mord.

Deshalb sitzt der Bauarbeiter nun vor Geschworenen und erzählt, was zwischen dem 29. und 30. November 2017 passiert ist: Damals hat er auf den fünf Monate alten Luca aufgepasst, weil die Mama wegen einer Blinddarm-OP im Spital war. In der Nacht ist das Kind dann aufgewacht: „Ich hörte ihn würgen und röcheln und sah, wie sein Gesicht blau angelaufen ist“, schildert der 33-Jährige. Dann hat er seinen Sohn geschüttelt, vier oder fünfmal, wie der Bauarbeiter einräumt: „Ich dachte nur: Luca, bitte mach deine Augen auf, mein Schatz.“ Das Kind habe daraufhin gehustet und erbrochen. Am nächsten Tag wirkte es zunächst normal. Bis Luca plötzlich „wie eine Fontäne“ erneut erbrochen habe: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Die Familie hat den Kinderarzt aufgesucht, dann das Spital. Diagnose: Schütteltrauma. Anzeige. Und der Beginn der Ermittlungen.

Jeden Tag hat er seinen Sohn besucht, erzählt der Vater, bricht dabei in Tränen aus. Sehen durfte er ihn nur unter Begleitung, monatelang. Währenddessen hat er ein Anti-Aggressions-Training absolviert und einen Psychiater aufgesucht.

Im Dezember fiel das Unzuständigkeitsurteil. Einen Monat später, am 8. Jänner 2019, fällte das Bezirksgericht Oberndorf einen bemerkenswerten Beschluss, erteilte sowohl der Mutter als auch dem angeklagten Vater die gemeinsame Obsorge. Und brachte so die Familie wieder zusammen.

Auch deshalb ist es für Verteidiger Franz Essl ein „einmaliges Ereignis“ gewesen: „Mein Mandant hatte nicht vor, dass er sein Kind verletzt, geschweige denn tötet.“ Fahrlässig sei es gewesen, so der Salzburger Anwalt, weil der Mann „sorglos“ agiert hat: „Mein Mandant war in Panik und Stress und hat einen Fehler gemacht.“ Staatsanwalt Leon Atris Karisch bezeichnet die bisherige Erklärung des Mannes, wonach er sein Kind durch das Schütteln retten wollte, als „Schutzbehauptung“: „Es ist nicht das erste Mal, dass sich solche Täter so verantworten.“

Letztlich vertagt Richterin Ilona Schalwich-Mozes. Es sollen weitere Zeugen, vorwiegend Mediziner, gehört werden. Für das Kind hat der Vorfall vorerst keine gesundheitlichen Folgen.

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