22 Marken fehlen

PS-Show, aber anders: Die Highlights der IAA 2019

Motor
11.09.2019 02:30

Messe, das ist entweder eine Ausstellung oder ein Gottesdienst. Wenn es ums Auto geht, ist beides nicht verkehrt. Auf der IAA mischen sich jede Menge Elektro-Jünger unter die Benzinbruderschaft, aber es ist wie in der richtigen Kirche: Der Zustrom lässt nach. Und doch ist die IAA 2019 (bis 22. September) nicht arm an Highlights. Erleuchtung hängt ja auch nicht von der Menge ab.

(Bild: kmm)

Volkswagen erweckt sogar beinahe den Anschein, dem Weihwasser namens Benzin und Diesel ganz abschwören zu wollen, jedenfalls bringen die Wolfsburger mit dem VW ID.3 das erste wirklich massentaugliche Elektroauto. Massentauglich, weil es bereits ab unter 30.000 Euro zu haben ist (was grob einem ähnlich ausgestatteten Golf mit 150-PS-Verbrenner entspricht) und in jeder Hinsicht ein vollwertiges Auto ist, also was Platz, Sicherheit, Ausstattung und sogar Reichweite betrifft. Bis zu 550 Kilometer (WLTP) sind drin, dann allerdings zu einem höheren Preis. Drei Akkus stehen zur Wahl: Zum Marktstart im Sommer 2020 gibt es den für 420 Kilometer, der ganz große sowie der kleine für 330 Kilometer kommen später. Ein 150 kW/204 PS starker Elektromotor vor der Hinterachse treibt die Hinterräder an. Das Format entspricht in etwa dem Golf, das Raumangebot ist besser.

Das Auto soll komplett CO2-neutral produziert werden, bis 2050 will VW komplett CO2-neutral agieren, verspricht Boss Herbert Diess. „Der ID.3 ist das Auto, das man jetzt von uns erwartet“, sagte er bei der Weltpremiere am Montagabend. Wirklich bewusst gehen sie in Wolfsburg aber offenbar nicht mit dem Thema Umweltschutz um: Jeder einzelne Teilnehmer (viele Hundert) bekam ein Armband mit vielen blau leuchtenden LEDs und einer integrierten Batterie. Ohne Schalter und ohne die Möglichkeit, die Batterie herauszunehmen. Massenhaft verteilter Elektroschrott also. Nachdenken, VW!

Bei der Konzernmarke Lamborghini ist man wenigstens konsequent. Klar, der auf 63 Stück limitierte Sián hat einen Elektromotor, aber um Umwelt- oder Klimaschutz geht es da nicht. Die 25 Elektro-Kilowatt werden den Verbrauch des 785 PS starken V12-Motors nicht spürbar senken, wohl aber die Performance erhöhen. Unter 2,8 Sekunden von 0 auf 100, Spitze über 350 km/h - allerdings rein mit Benzinantrieb. Der Elektromotor gibt ab 130 w.o.

Ein echtes Highlight ist der neue Land Rover Defender, der der 68 Jahre lang gebauten Legende auf Rädern folgt. Hardcore-Fans wird er nicht überzeugen, aber die sollen einfach das Original weiterfahren. Auch das hat Tradition, angeblich sind noch 75 Prozent aller je gebauten Defender unterwegs. Der neue will nicht so sein wie der alte, sondern schlicht der beste Geländewagen der Welt sein. Und außerdem einen Komfort bieten, wie er bisher in der Baureihe nicht denkbar war.

Die Schnauze ist zwar etwas klobig und es kommt grundsätzlich durchaus Plastik zum Einsatz, aber Silhouette und Heckpartie sind absolut gelungen. Es gibt zwei Längen, dazu zum Markstart vier Motoren. Ein Plug-in-Hybrid folgt ein Jahr später. Preise beginnen bei 65.700 für den Langen, bei 59.000 für den Kurzen.

Ob die das ernst meinen?
Ob man beim BMW Concept 4 von einem Highlight sprechen kann, sei dahingestellt. Eigentlich ist der Ausblick auf das neue 4er-Coupé ein wunderschönes Auto, mit einer herrlichen Coupé-Linie und einem wunderbaren Heck. Aber wehe, man sieht sich den Wagen von vorne an! Die BMW-Nieren sind dermaßen überdimensioniert, dass man gar nicht glauben kann, dass die Münchner das ernst meinen. Wir sind gespannt, ob das wirklich so in Serie geht.

Die Front ist an der Mercedes-Studie EQS jedenfalls schöner. Hier hapert es allerdings am Heck. Wie gut, dass die elektrische Luxuslimousine im Serientrimm sicher reguläre Rückleuchten bekommen wird. Was an der Studie auffällt, ist, wie viel Licht da verwendet wird. Auch bei VW heißt es: Licht ist das Chrom der Zukunft. Freunde, wisst ihr, dass Licht Strom braucht und ihr eigentlich Energie einsparen sollt?

Am anderen Ende des Futtertrogs fahren elektrische Kleinwagen auf, etwa der e von Honda, dem einzigen japanischen Autohersteller auf der IAA. Der hübsche kleine Stromer leistet in der Basisversion 100 kW/136 PS und kostet 34.990 Euro. Die besser ausgestattete 154-PS-Version kommt auf 37.990 Euro.

Das werden Seat Mii und Skoda Citigo voraussichtlich locker unterbieten. Die beiden Kleinstwagen werden künftig ausschließlich elektrisch angetrieben und angeblich einen Basispreis von unter 20.000 haben.

Auch ein Kleinstwagen, aber per Verbrenner angetrieben ist die dritte Generation des Hyundai i10. 67 oder 84 PS müssen dem Stadtfloh vorerst reichen. Stadt mit starken Motoren glänzt er mit einem tollen Raumangebot und einer sensationell soliden Anmutung.

Noch ein Highlight ist der Porsche Taycan Turbo S mit seinen bis zu 761 PS. Warum der Turbo heißt, obwohl er elektrisch angetrieben wird, ist zwar zu erklären (ist halt einfach ein Baureihenname), aber deshalb nicht minder sinnlos. Zum Marktstart werden mindestens 156.153 Euro bis 189.702 Euro fällig. Versionen deutlich unter diesen Preisen folgen später.

Mit dieser Leistung und einer Reichweite von 450 Kilometern ist der Taycan sogar für Porsche-911-Enthusiasten begehrenswert. Im Zuge einer Tour zu diversen Autotreffen in Kalifornien haben wir jedenfalls einige Leute getroffen, die klassische 911er fahren - aber den Taycan fahren wollen. Das ist dann gewissermaßen konvertieren...

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(Bild: kmm)



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