Ein Abend, der das Publikum dank Andrei Serbans noch immer beeindruckender Inszenierung von 1993 durch die phantastisch bizarre Welt des Dichters Hoffmann führt. Die Automaten ticken, ein Riesenskelett röhrt. Der Blick in die geheimnisvollen Wunderkabinette – und die phantastische Welt Hoffmanns – sorgt für zahllose Überraschungen. Serban lässt die Puppen tanzen. Aber etwas vermisst man: die Allgegenwart des Teuflischen, der Dämonie und die Abstürze Hoffmanns und seiner Traumfiguren in tiefe Melancholie und Todeskampf.
Kraftvoll und strahlend
Dmitry Korchak singt den von Liebesphantasien getriebenen Hoffmann mit noblem lyrischem Timbre und in der Mittellage kraftvoll strahlend. Mit Geschmack lässt er Offenbachs Kantilenen aufblühen. In der Höhe spürt man Grenzen der schönen Stimme. Olga Peretyatko wünschte sich alle vier Frauenrollen zu singen. Ihr gelingt das überzeugend. Sie macht Offenbachs Idee sinnfällig, dass die vier Phantasien einer einzigen Frau, dem Bühnenstar Stella, gelten. Eisige Künstlichkeit prägt ihre Puppe Olympia, deren Koloraturen sie souverän meistert, feine Empfindsamkeit mit Wärme ihre sterbende Antonia, die von allen Rollen am meisten beeindruckt, und gefährliche, berechnende Verführungskunst ihre Giuletta.
Pisaroni als Multi-Bösewicht
Luca Pisaroni singt die vier Bösewichte Lindorf, Coppélius, Miracle und Dapertutto: sicher in Stimme und Ausdruck. Ihn zum infernalischen Bösewicht und Dämon zu machen, hätte er einen Regisseur gebraucht. Die übrige Besetzung ist verlässlich. Gaelle Arquez als Nicklausse, Michael Laurenz als Andrès/Cochenille/Frantz/Pittipinaccio, Dan Paul Dumtrescu als Crespel, Igor Onishchenko als Spalanzani, Lukhanyo Moyake als Nathaniël, Clemens Unterreiner als Schlemihl.
Karlheinz Roschitz
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