Spannendes Finale

Eine Stimme entschied Krimi um Mordversuch

Salzburg
06.09.2019 23:34

Überraschende Zeugen und wortgewaltige Plädoyers prägten das Prozess-Finale im Fall Hans-Lechner-Park. Ein einziger Geschworener entschied es. Zwei Italiener sind um 22 Uhr des versuchten Mordes schuldig gesprochen worden. Salvatore S. (32) erhielt 14 Jahre Haft, Giovanni C. (23) zwölf Jahre. Nicht rechtskräftig.

Staatsanwalt Mathias Haidinger und die Verteidiger Leopold Hirsch und Hermann Bogensperger lieferten am dritten Verhandlungstag eine juristische Show ab, um die Geschworenen zu überzeugen. Versuchter Mord oder doch Notwehr - diese Frage beschäftigt seit Prozessbeginn am 20. Mai.

Weder Angeklagte, Zeugen noch Opfer wirkten glaubwürdig
Am dritten Verhandlungstag waren sich die Juristen im Talar in einem Punkt einig: Es war ein „langes Verfahren“ mit „vielen verschiedenen Aussagen“. Und der Frage: „Was kann man glauben?“ Weder die beiden Italiener noch die Zeugen und das Opfer wirkten glaubwürdig. In fast jeder Aussage über die Schießerei im Hans-Lechner-Park in Schallmoos konnten sich Widersprüche finden.

An jenem 14. August 2018 schosss Salvatore S. mit einem Revolver, Marke Reck Kaliber .22, auf einen Serben (35). Aus einem Rucksack heraus, wie der vorbestrafte zweifache Vater schilderte. Dreimal drückte er ab. Die Kugeln gingen durch Schulter und Oberschenkel des Opfers, die letzte in den Rücken. Dank Not-OP überlebte der Serbe.

„Psychischer“ Tatbeitrag
Mit Notwehr argumentiert der Schütze bis zuletzt. Der 35-Jährige habe ihn mit einem Messer angegriffen. Ermittler fanden am Tatort auch ein rotes Klappmesser - mit DNA-Spuren des Opfers. Als die Schüsse fielen, stand Giovanni C. neben S. Der unbescholtene Neapolitaner habe einen „psychischen“ Tatbeitrag geleistet, so der Staatsanwalt.

Zumindest das Treffen im Park hatte C. fixiert, eigentlich mit einem Bekannten des Opfers. Doch der Serbe gab sich für diesen aus. Dieser Bekannte, ebenso Drogen-Konsument und wichtiger Zeuge, ist seit einem Jahr spurlos verschwunden.

Sprachverwirrung weckte Zweifel
Bis zum dritten und letzten Verhandlungstag sah die Sache für C. gut aus. Doch zwei Zeugen - auch aus dem Milieu und derzeit im Häfn - sagten ein zweites Mal aus. Und belasteten dabei den jüngeren Angeklagten massiv: Ein, zwei Tage vor der Bluttat hatten sie bei C. Kokain gekaufte, erzählte das Paar unabhängig voneinander. Er sei aber wütend gewesen, weil ihn ein Serbe - das spätere Opfer - abgezockt habe, schilderte der serbische Zeuge und zitierte C.s Worte: „Ich habe Softgun-Pistole. Ich erschieße ihn.“ Nicht einig waren sich die Zeugen, ob die Worte auf Englisch oder Deutsch gefallen waren. Diese Sprachverwirrung weckte Zweifel.

„Stimmt nicht“, entgegnete C. als ihn der Richter mit den neuen Aussagen konfrontierte. S. ergänzte: „Ich habe nicht geschossen, um zu töten.“

Für Staatsanwalt Haidinger war es aber eine Racheaktion. „Die Italiener wollten sich den Serben kaufen, weil er sie abgezogen hat.“ Haidinger erwähnte bewusste Pausen zwischen den drei Schüssen: „Es war die Absicht da, jemanden zu töten.“ Ein „konstruiertes Szenario“, befand C.s Verteidiger Hermann Bogensperger. „Herr Staatsanwalt, Sie versuchen, hier Stimmung zu machen“, attackierte Verteidiger Hirsch den Ankläger.

Gegen 22 Uhr verkündete der Richter die knappe Entscheidung der Geschworenen: Fünf stimmten für Mordversuch, drei dagegen. Bei C. waren sich alle acht einig. 14 und zwölf Jahre Haft. Nicht rechtskräftig.

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