Nach drei Jahren

Gerichtsposse um Tiroler Ex-Lehrerin zu Ende

Tirol
06.09.2019 08:00

Rund ein Dutzend Prozesstermine platzten, weil sie nicht erschien. Ebenso viele Zustellversuche von Ladungen waren vergeblich. Mehr als drei Jahre „pflanzte“ eine Tiroler Ex-Lehrerin (49) die Justiz. Nun erschien sie vor dem Landesgericht und reagierte auf Fragen erneut allergisch. Wegen der ursprünglich angeklagten Lappalie gab es einen Freispruch.

„Verdienen Sie etwas?“, wollte Richter Josef Geisler routinemäßig erfragen. „Wieso wollen Sie das wissen?“, so die patzige Reaktion. Der Beginn steht stellvertretend für die Posse, die die 49-Jährige seit Juli 2016 mit der Justiz aufführte. Ursprünglich war die Unterländerin wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt angeklagt. Was gravierend klingt, entpuppte sich letztlich als Schubser der 49-Jährigen gegen eine Polizistin, die mit anderen das Haus ihres Lebensgefährten nach Waffen durchsuchte.

Millionen-Forderung an den Richter gestellt
Vorerst angeklagt war die Lehrerin trotzdem, doch monatelang entzog sie sich mit Krankmeldungen den Gerichtsterminen. Den Richter bombardierte sie mit Post, auch an dessen Privatadresse. Sie stellte eine Rechnung in Höhe von 12,9 Millionen Euro, weil er in ihren Lebensbereich eingegriffen habe. Von sich selbst sprach die Pädagogin als „Weib“, das außerhalb des juristischen Wirkungsbereichs liege. Eine Diktion wie bei Staatsverweigerern. Die Polizei musste dann mühsam den Wohnort ausforschen. Erst dabei kam auf, dass es sich um eine Lehrerin handelt, man traf sie an der Schule an. Irgendwann reichte es dem Richter, er ließ die später suspendierte Lehrerin in U-Haft nehmen.

Termine serienweise geplatzt
Beim nächsten Prozesstermin im heurigen April fehlte aber der Lebensgefährte als Zeuge. Beim darauffolgenden Termin im Juni erschien wiederum die Angeklagte nicht. Nun zettelte die 49-Jährige erneut ein Wortgefecht mit dem Richter an, kritisierte einmal seine herabgezogenen Mundwinkel, dann wieder sein Lächeln. „Sie ist jetzt halt emotional aufgewühlt und überfordert - und die Amtshandlung wurde damals ja gar nicht verzögert“, war Verteidiger Alexander Swancar um Beruhigung bemüht.

Geisler bewies trotz gegenseitiger Antipathie eiserne Unparteilichkeit und fällte wegen des angeklagten Widerstands gegen die Staatsgewalt einen Freispruch. Zum Abschied konnte er sich aber nicht verkneifen: „Ich bin froh, dass Sie nicht mehr auf Kinder losgelassen werden.“

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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