Landesgeologe vor Ort

Nach tödlichem Felssturz bleibt Wanderweg gesperrt

Salzburg
05.09.2019 13:28

Nach dem Abgang einer Steinlawine am Mittwoch oberhalb des Wasserfallboden-Stausees bei Kaprun in Salzburg, der ein Todesopfer und zwei Schwerverletzte gefordert hatte, ermittelten am Donnerstagvormittag Experten mögliche Ursachen. „Es wird vermutet, dass tauender Permafrost den Felssturz ausgelöst hat“, so Landesgeologe Rainer Braunstingl, der sich vor Ort ein genaues Bild von der Situation gemacht hat.

Ein massiver Felssturz von 50 Metern Breite hatte rund 500 Kubikmeter des dortigen Kalk-Glimmerschiefergesteins in die Tiefe gerissen. Mit dramatischen Folgen: Ein 53-jähriger Pinzgauer, der mit seiner 51-jährigen Lebensgefährtin am Vormittag in Kaprun zu einer Wanderung vom Alpincenter am Kitzsteinhorn über den Wanderweg Nr. 726 mit dem Ziel Mooserboden Stausee aufgebrochen war, wurde beim Abstieg von der Hohen Kammerscharte auf einer Höhe von rund 2300 Metern von herabstürzenden Felsbrocken tödlich getroffen.

Seine Partnerin blieb unverletzt, erlitt aber einen schweren Schock. Ein deutsches Paar, die Frau 45 und der Mann 41 Jahre alt, das gemeinsam mit den Pinzgauern abgestiegen war, wurde von den herabsausenden Steinen getroffen und mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus Zell am See gebracht.

Der betroffene alpine Steig, der sogenannte Kammerschartenweg, „wird für die kommende Woche gesperrt bleiben“, erklärte der Landesgeologe. Der Wanderweg, der von Kaprun auf das Kitzsteinhorn führt, war auf einer Breite von rund 50 Metern von der Steinlawine verschüttet worden.

Laut Braunstingl besteht die Gefahr von weiteren Gesteinsnachbrüchen, weil die Abbrüche nass sind. Nach ersten Untersuchungen vermutet er als Auslöser des Felssturzes aufbrechenden Permafrost, „auf jeden Fall aber Kluftwasser“.

Weitere 1500 Kubikmeter Gestein könnten abstürzen, das Gestein sei entlang von offenen Klüften bereits abgespalten. „Auch diese Masse wird jedoch den Wasserfallboden-Stausee nicht erreichen, da die sogenannte Bärenrinne im unteren Bereich sehr breit wird und einen allfälligen Felssturz noch aufnehmen können wird“, so der Landesgeologe. Der Weg direkt unterhalb der Bärenrinne sei untertunnelt und daher nicht gefährdet. Er werde das Gebiet weiterhin beobachten und sich auch ein Bild darüber machen, welche Auswirkungen die prognostizierten Regenfälle der nächsten Tage haben werden.

Der Alpenraum reagiere besonders sensibel auf den Klimawandel. In den vergangenen 30 Jahren sei die Temperatur in den Alpen um zirka drei Grad Celsius gestiegen und damit doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. „Durch diese Erwärmung zieht sich Permafrost in höhere Lagen zurück, bei uns in den Hohen Tauern von zirka 2400 auf zirka 2700 Meter, das heißt, er schmilzt ab und löst Steinschlag, Felsstürze und Rutschungen aus“, erläuterte Braunstingl.

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