Superstar tritt ab

„Krone“-Kolumne: Richtig goschert, dieser Hirscher

Am 13. Oktober 2009 beendete Hermann Maier, damals für viele überraschend, seine große Karriere. Wenige Wochen später sagte der Schreiber dieser Zeilen bei einem Abendessen in Colorado zu Marcel Hirscher: „Ein Mundwerk hast schon wie der Maier, jetzt müsstest nur noch so viel gewinnen!“ Worauf dieser ohne zu zögern antwortete: „Genau das wäre das Ziel!“

Damals klang das rotzfrech, goschert, ja fast vermessen. Zumal der erst 20-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein einziges Weltcuprennen gewonnen hatte.

Erkennen Sie ihn? Das ist Marcel Hirscher als frischgebackener Junioren-Weltmeister im März 2007!

(Bild: GEPA)

Am Mittwoch, fast genau zehn Jahre nach Maier, trat aber auch er als Superstar von der Sportbühne ab. „Es ist ein Leben, das zu Ende geht!“ Mit diesen Worten zog Hirscher, wie gewohnt cool und lässig in weißem Shirt und Jean, einen Schlussstrich unter seine Karriere. In der er von den Erfolgen her tatsächlich sogar den Salzburger Landsmann überflügelt hatte.

Von der Unglaublichkeit der Geschichte freilich nicht.

(Bild: Gerhard Gradwohl, GEPA, krone.at-Grafik)

Kein Jahrhundert-Abflug wie der von Maier 1998 in Nagano, der auf der ganzen Welt immer und immer wieder zu sehen war. Genau wie jene Bilder von den beiden Olympia-Triumphen, zu denen der „Herminator“ unmittelbar danach trotzdem fliegen sollte.

Und auch kein fürchterlicher Motorradunfall, bei dem Maier 2001 beinahe sein rechtes Bein verlor.

Marcel Hirscher

(Bild: AFP)

Hirscher verließ seinen Erfolgsweg, der Ende 2011 mit der ersten Siegesserie seinen Anfang genommen hatte, dagegen nie mehr. Nach dem Knöchelbruch vor zwei Jahren nicht. Und auch nicht, nachdem ihn eine herabstürzende Drohne im Slalom von Madonna die Campiglio beinahe erschlagen hätte.

(Bild: Krone, AP)

Erst am Mittwoch wich er von ihm ab. Aber ganz freiwillig, indem er sich in den Ruhestand verabschiedete. Als Sieger. Als Nummer 1 der Welt. Das war einst nicht einmal Maier gelungen.

Peter Frauneder, „Krone“-Sportchef