SPÖ-Urgestein poltert:

„Steirische ÖVP hat der Teufel geritten“

Steiermark
04.09.2019 07:15

Er saß 28 Jahre lang für die SPÖ im Landtag, war Klubobmann und Landtagspräsident. In der Ära Voves nahm er auf der Regierungsbank als Vize-LH Platz. Egal in welcher Funktion - Siegfried Schrittwiesers Wort wurde auch in der ÖVP gehört und geschätzt. Nun ist er schwer enttäuscht vom abhanden gekommenen „Zukunftspartner“ und gibt das erste Interview seit seinem Ausscheiden aus der Politik im Jahr 2015.

„Krone:“ Herr Schrittwieser, auch wenn Sie bereits Polit-Pensionär sind, die derzeitige Situation in der Landespolitik wird auch Sie nicht kalt lassen...
Siegfried Schrittwieser: Nein. Ich habe mit Hermann Schützenhöfer nahezu 40 Jahre gut zusammengearbeitet, bereits vor der Reform- und Zukunftspartnerschaft. Unser Verhältnis war stets geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und von Vertrauen. Daher glaube ich: Es muss ihn der Teufel geritten haben, so wie sich der Herr Landeshauptmann jetzt verhält.

Sie sprechen von der Neuwahlankündigung des ÖVP-Chefs.
Natürlich. Schützenhöfer hätte in die Wahl gehen können - getragen von dem Respekt, den ihm die Menschen über die Parteigrenzen hinweg bisher entgegengebracht haben. Mit seinem Verhalten hat er den Streit ins Land getragen. Das muss ein Profi wie er ja wissen.

SPÖ-Chef Schickhofer wirft Landeschef Schützenhöfer vor, keine Handschlag-Qualität zu besitzen - zu Recht?
Ja, die Auflösung des Koalitionspaktes signalisiert einen absoluten Bruch nach langer Zusammenarbeit mit der SPÖ. Noch dazu, weil Schickhofer im Sinne des Handschlags viele Entscheidungen mitgetragen hat, die auch in der SPÖ nicht immer populär waren. Mir gefällt Michael Schickhofers Entschlossenheit, dass er trotz dieser großen Enttäuschung nicht den Weg der Sachlichkeit verlässt.

Mit „unpopulär“ meinen Sie das Leitspital Liezen, oder?
Unter anderem auch das Leitspital. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass die Koalitionsaufkündigung eine rein parteipolitische Aktion der ÖVP ist, um vom derzeit heißesten politischen Thema, dem geplanten Zentralspital in Stainach-Pürgg, abzulenken.

Spielt die Bundes-ÖVP für Sie dabei ebenfalls eine Rolle?
Ich hatte immer das Gefühl, dass Schützenhöfer sich nicht von der Bundespartei beeinflussen hat lassen. Eines ist jetzt aber schon seltsam: Just, als Sebastian Kurz in Graz war, hat Schützenhöfer den Neuwahl-Schritt gesetzt. Es ist schade, dass ein Modell für ganz Österreich, das neun Jahre so gut funktioniert hat, so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Eigentlich fehlen mir die Worte - was selten ist!

Hat Schickhofers Sager vom Dahinplätschern der Regierungsarbeit zum Bruch mit der ÖVP geführt?
Ich kenne zwar die Sensibilität von Hermann Schützenhöfer - aber als Polit-Haudegen hält er so etwas leicht aus.

Ihr Appell an die ÖVP?
Ich appelliere an Landeshauptmann Schützenhöfer, dass er seine Entscheidung noch einmal überdenkt und zur Handschlagqualität zurückkehrt - zum Wohl des Landes Steiermark!

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