Tagung in Innsbruck

Heilpflanzen: Neue Erkenntnisse, viele Rätsel

Tirol
03.09.2019 12:30

Erstmals tagt die Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoffforschung mit international 1500 Mitgliedern in Innsbruck. Auch wenn Heilpflanzen schon seit Jahrtausenden verwendet werden, ist ihre Wirksamkeit noch überraschend wenig erforscht. Allein beim Allheilmittel Kamille sind noch viele Rätsel zu lösen.

Kamille wirkt entzündungshemmend. Das wissen wir seit Jahrtausenden. Doch warum sie wirkt und welche Prozesse sie im Körper auslöst - diese Rätsel sind heute immer noch nicht restlos gelöst. Die Forscher sind den Geheimnissen von Naturstoffen jedoch auf der Spur. Zu tun gibt es viel! Das wissen auch die 600 Teilnehmer der Tagung im Congress Innsbruck. „In unseren Breiten werden hauptsächlich nicht mehr als 200 verschiedene Pflanzen in diversen Präparaten verkauft. Erforscht sind rund 10.000. Über Hunderttausende Pflanzen wissen wir noch kaum etwas“, beschreibt Tagungs-Organisator Prof. Hermann Stuppner vom Institut für Pharmazie der Uni Innsbruck die Relationen.

Das Geheimnis liegt in den vielen Stoffen
Am Beispiel Kamille wird klar, wie komplex die Erforschung pflanzlicher Arzneimittel ist. „Pflanzen sind ein Vielstoffgemisch. Wenn wir ihre Wirkung genau entschlüsseln wollen, müssen wir die Funktionen aller Einzelteile verstehen“, erklärt Prof. Robert Fürst von der Uni Frankfurt.

Wirkung von Cannabis ohne Rausch möglich
Am Beispiel Cannabis erklärt Jürg Gertsch von der Uni Bern, wie man über Naturstoffe körpereigene Funktionen entschlüsseln kann: „Die medizinisch genutzte Wirkung von Cannabinoiden kann das Gehirn auch selbst aktivieren. Das weiß man inzwischen. Das große Ziel wäre jetzt, das körpereigene System gezielt zu aktivieren. Damit könnte der Einsatz von Cannabinoiden mit den bekannten Nebenwirkungen reduziert oder ersetzt werden.“

Kranke Affen fressen die richtige Heilpflanze
Wie unendlich weit und spannend das Forschungsfeld ist, wird bei den Ausführungen von Tierarzt Michael Walkenhorst aus der Schweiz deutlich. Er berichtet über Studien mit erstaunlichen Ergebnissen. Demnach fressen Affen und bestimmte andere Tiere bei einer Erkrankung gezielt die passenden Heilpflanzen. Warum sie das tun, das gilt es noch herauszufinden.

Viele Fragen sind also noch offen. Doch eine Erkenntnis setzt sich unter Fachleuten immer mehr durch: Vielfalt hält gesund und macht gesund. Eine Weisheit, die in unserer hoch spezialisierten Gesellschaft in Vergessenheit geraten ist.

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