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Grubinger: „Bitte mehr Humor für Diskussionen“

Salzburg
01.09.2019 16:55

Diese Kolumne ist auch dazu da, provokante Gedanken zu formulieren. Dabei ist wichtig, dass wir uns nicht als Elite empfinden. Oft entstehen diese Gedanken aus Gesprächen, Erlebnissen, Reiseerfahrungen oder spontanen Emotionen. Jede Meinung ist gleich viel wert - wenn aber die Kunst Diskussionen im gesellschaftlichen Diskurs weckt, dann ist das wunderbar.

„Du wirst die Zukunft meiner Kinder nicht versauen. Du wirst die Freiheiten nicht zerstören, die mein Großvater in zwei Weltkriegen verteidigt hat. Hau ab, du überschätztes Gummi-Badespielzeug.“

Englands Schauspiel-Legende Hugh Grant war richtig wütend. Wegen Englands Premierminister Boris Johnson, der die Sommerpause des Parlaments bis Oktober verlängerte, um seine Geisterfahrt Richtung Hard-Brexit ungestört weiterverfolgen zu können. Seine österreichische Schauspiel-Kollegin Christiane Hörbiger hatte einen ähnlichen Moment. Ihre Wut galt auch Politikern. In diesem Fall allen Abgeordneten, die Sebastian Kurz abgewählt hatten und im Speziellen SPÖ-Chefin Rendi-Wagner. Schauspieler, Musiker, Schriftsteller, Maler und Filmschaffende mischen sich wieder vermehrt in öffentliche Diskussionen ein.

Das wird teils heftig kritisiert - und trotzdem empfinde ich dies als Bereicherung. Künstler sagen oft das Unsagbare. Viele haben eine inhaltliche und materielle Freiheit, um offen zu argumentieren. Ohne Hemmungen, ohne Rücksichtnahme auf politische Zwänge, ohne das Wohl und Weh des Eigentümers im Hinterkopf behalten zu müssen. Das ist in Zeiten, in denen manche Politiker abgetestete und vorgefertigte Stehsätze vom Stapel lassen, lebhafter. Genauso habe ich Frau Hörbigers Statement empfunden.

Klar, es war in Teilen recht grantig formuliert und inhaltlich würde ich dem nicht zustimmen. Aber es hatte Wucht und animierte zur öffentlich ausgiebigen Diskussion.

Was wollen wir also mehr? Andreas Gabalier bezieht Stellung wie der Schriftsteller Daniel Wisser. Mavie Hörbiger und Igor Levit engagieren sich für eigene Überzeugungen und der türkische Pianist Fazil Say, dessen Musik ich in dieser Woche in Finnland spielen darf, repräsentiert seit Jahren die kraftvolle Opposition gegen den türkischen Präsidenten Erdogan.

Diese Kolumne ist auch dazu da, provokante Gedanken zu formulieren. Dabei ist wichtig, dass wir uns nicht als Elite empfinden. Oft entstehen diese Gedanken aus Gesprächen, Erlebnissen, Reiseerfahrungen oder spontanen Emotionen. Jede Meinung ist gleich viel wert - wenn aber die Kunst Diskussionen im gesellschaftlichen Diskurs weckt, dann ist das wunderbar.

Dabei geht es ums Zuhören und Lernen. Sinnbildlich hatte ich auf Twitter eine Diskussion über die Einführung einer Steuer für Erbschaften über eine Million Euro. Zugegeben, eine provokante Aussage, die ich ernst meinte: „Wenn meine Frau und ich unserem Sohn irgendwann Haus und Instrumente vererben, soll er dafür gefälligst eine (maßvolle) Steuer bezahlen. Getan hat er dafür genau: 0!“

Das „gefälligst“ hätte ich mir sparen können. Jene, die nicht an einer Diskussion teilhaben wollten, stürzten sich verbissen auf den Begriff. Es gab launige Argumente, pro und contra, ernst gemeinte Vorschläge und gute Beiträge. Bis jene kamen, die das freie Wort und eine offene Diskussion zerstören wollten. Plötzlich ist man Kommunist, Sozialist, Rabenvater, bekommt ödipale Komplexe unterstellt und anderen kruden Schwachsinn.

Daran sollten wir arbeiten: Offene Diskussionen ohne gegenseitiges Niedermachen. Wie das geht, zeigte die FPÖ Steiermark. Inhaltlich stimmen wir wenig überein und eine der vergangenen Kolumnen war gar nicht nach deren Geschmack.

Nach einer hitzigen Debatte kam der Vorschlag, auf dem steirischen G‘lachter (ein Holzxylophon) loszulegen. Darauf konnten wir uns einigen: Ich spiele daher für die steirische FPÖ in Graz in meinem Konzert auf dem G‘lachter.

Es geht also auch mit Humor. Das sollten wir öfter beherzigen.

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