Während Friedensdialog

Taliban-Kämpfer stürmen Provinzhauptstadt Kundus

Ausland
31.08.2019 13:58

Ungeachtet laufender Gespräche über Wege zum Frieden in Afghanistan haben Kämpfer der Taliban in der Nacht auf Samstag die nördliche Provinzhauptstadt Kundus angegriffen. Provinzräten zufolge konnten die Radikalislamisten mehrere Einrichtungen und Gebiete in der Stadt einnehmen, darunter das wichtigste Krankenhaus, die Zentrale der Elektrizitätsversorgung und den dritten Polizeibezirk. Mehrere Beamte und Zivilisten seien getötet worden.

Dem Provinzrat Ghulam Rabbani zufolge begann der Angriff gegen 1 Uhr nachts. Die Taliban seien aus mehreren Richtungen in die Stadt vorgedrungen, hätten sich in Häusern verschanzt und würden sich Gefechte mit den Sicherheitskräften liefern. Die afghanische Polizei und Armee befänden sich in der Defensive, da sie das Leben von Zivilisten schützen wollten. Der Strom in der Stadt sei abgestellt worden, Telekommunikationsverbindungen seien unterbrochen. Dutzende Menschen seien aus ihren Häuser geflohen, viele Straßen seien menschenleer.

Luftschläge auf Positionen der Taliban würden deren Vorstöße aber verlangsamen, so Rabbani. Einem Regierungssprecher zufolge wurden zudem Spezialkräfte der Polizei in die Stadt entsandt. Taliban-Sprecher Sabihullah Mujahid erklärte hingegen, man habe schon einige wichtige Gebäude einnehmen können und erobere weiterhin „ein Regierungsgebäude nach dem anderen“. Sowohl die Taliban als auch die Sicherheitskräfte der Regierung erklärten, Kämpfer der jeweils anderen Seite hätten sich ihnen ergeben.

Provinz Kundus weitgehend unter Taliban-Kontrolle
Die Taliban kontrollieren weite Teile der Provinz Kundus. Kundus-Stadt war bereits im Herbst 2015 und 2016 kurzzeitig an die Radikalislamisten gefallen. Provinzräte sagten am Samstag, sie hätten in den vergangenen Wochen und Monaten mehrmals vor einem erneuten Angriff der Taliban auf die Stadt gewarnt. Erst am Freitag hatten die Extremisten in mehreren Bezirken der Nachbarprovinz Takhar massive Angriffe auf die Sicherheitskräfte durchgeführt.

Friedensgespräche zwischen Taliban und USA stocken
Der nunmehrige Angriff auf Kundus erfolgte inmitten der laufenden Gespräche zwischen den Taliban und den USA über eine politische Lösung des seit fast 18 Jahren andauernden Konflikts. Die jüngste Gesprächsrunde hatte vor acht Tagen in Doha begonnen. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge sowie Garantien der Taliban, dass Afghanistan kein sicherer Hafen für Terrorismus wird. Die stockenden Gespräche sollen in offizielle Friedensgespräche der Regierung in Kabul mit den Taliban münden.

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