Liebesfalle erkannt

Opfer: „Diese Leute fangen einen mit Gefühlen ein“

Kärnten
29.08.2019 06:10

Sie ist alleinstehend, sehnt sich nach Liebe und Zweisamkeit - und ist damit die ideale Zielperson für Internetbetrüger, die ihre Opfer in eine gemeine Falle locken. Die Kärntnerin Anna P. (Name geändert) kam einem solchen Mann im Internet gefährlich nahe, gerade noch rechtzeitig erkannte sie den Betrug und überwies ihm nicht den geforderten Geldbetrag. Doch für eines war es dennoch zu spät: Das Herz der 52-Jährigen war bereits gebrochen. „Diese Leute fangen einen mit den Gefühlen ein“, weiß die zweifache Mutter - leider erst jetzt.

„Ich habe das von dieser Frau gelesen, was ihr passiert ist. Ich habe auch seit einiger Zeit Kontakt mit einem gewissen Mike aus den USA“ - mit dieser Nachricht wandte sich Anna P. an krone.at. Sie hatte am Samstag den Bericht über eine Salzburgerin gelesen, die in eine Liebesfalle getappt war und einem Betrüger 6000 Euro überwiesen hatte.

„Er sah nett auf dem Bild aus“
Diese Geschichte kam Anna P. nur leider allzu bekannt vor. „Mike hat mich Ende Juni auf Facebook angeschrieben. Seine Frau sei verstorben, er sei ursprünglich aus Villach, sei aber in die USA ausgewandert und arbeite für die Army. Derzeit sei er in Afghanistan stationiert“, erzählt die Kärntnerin im Gespräch mit krone.at. „Er sah nett auf dem Bild aus“, beschreibt sie das Profilfoto des Mannes in den 50ern mit graumeliertem Haar und sympathischem Zahnpasta-Lächeln.

Die beiden schickten sich von nun an täglich Nachrichten - zunächst auf Facebook, dann mittels der App Hangouts, die sich die 52-Jährige extra auf Wunsch des Mannes herunterlud: „Diese App sei in Afghanistan sicherer.“ Schnell kamen sich die beiden in ihren Gesprächen näher. „Ich liebe dich so sehr und du bedeutest mir die Welt“, säuselte Mike da.

Wichtige Dokumente und 800.000 Euro
Nach etwa zwei Wochen dann die Wende: Mike müsse dringend wichtige Dokumente und 800.000 Euro Schwarzgeld nach Österreich schicken. Das Paket mit dem lebensnotwendigen Inhalt befinde sich bereits in London. Mike benötige nun unbedingt die Hilfe seiner Geliebten. Anna P. sollte 5000 Euro an ein Konto in Istanbul überweisen.

„Da bin ich stutzig geworden“, erzählt die Kärntnerin. Als das E-Mail mit den Anweisungen - gespickt mit Fehlern - ankam, war Anna P. „komplett perplex und überfordert. Ich dachte: Wo reißt der mich da jetzt rein?“

Die 52-Jährige stellte Mike zur Rede. Dieser reagierte wie ein Betrüger aus dem Lehrbuch: Er machte Druck. Sprach von Enttäuschung und Vertrauensbruch. Als Anna P. darauf nicht einstieg, postete er wüste Beschimpfungen in die Timeline der Facebook-Seite der 52-Jährigen. Die Kärntnerin wandte sich an die Polizei. Diese bestätigte der Frau ihre schlimmsten Befürchtungen: Dieser gutaussehende, einfühlsame Mann liebt sie nicht, er wollte nur an ihr hart erspartes Geld.

„Weiß nicht, auf wen ich mehr sauer bin“
Anna P. brach den Kontakt zu Mike mittlerweile ab. „Fahr zur Hölle“, schrieb sie ihm in einer ihrer letzten Nachrichten. Was bleibt, ist ein „Gefühlschaos, das keiner verdient hat. Ich weiß nicht, auf wen ich mehr sauer bin: Auf mich, weil ich so dumm war, oder auf ihn, weil er mir das angetan hat.“

Mit ihrer Geschichte will die Kärntnerin nun anderen Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind. „Wenn andere Opfer über das Erlebte sprechen wollen, können sie sich gerne bei mir melden“, so die 52-Jährige, die nur eines hofft: „Wenn ich nur einen Betroffenen vor so etwas bewahren kann, ist schon viel geschafft.“

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