Nicht nur Hörbiger

Wenn Künstler die Wahlkampfbühne betreten

Österreich
26.08.2019 18:00

Mit ihrem vorab via „Krone“ publik gewordenen Wut-Video für die ÖVP erhitzte Schauspiel-Doyenne Christiane Hörbiger die Gemüter. Allein: Unüblich ist es keineswegs, dass Künstler für Politiker die Werbetrommel rühren - höchstens, dass sie es für eine Partei tun, die nicht links der Mitte steht. Ein Auszug, wer zuletzt für wen wahlkämpfte.

„Vollkommen verblödet!“ So lautet, kurz zusammengefasst, die Meinung Christiane Hörbigers über die Entscheidung von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, einen Misstrauensantrag gegen Sebastian Kurz und seine Bundesregierung zu stellen. Mitgeteilt hat dies die 80-jährige Schauspielerin über ein von der ÖVP im Internet verbreitetes Video. Und das sorgt seit Sonntag - die „Krone“ berichtete vorab - für helle Wahlkampfaufregung.

Künstler kampagnisieren gegen FPÖ
Doch eines ist die Aktion mit Sicherheit nicht, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: unüblich. So stieg bei der letzten Nationalratswahl etwa der Schriftsteller Robert Menasse für Ex-SPÖ-Chef Christian Kern in den Ring. Mehr noch: Er und andere Künstler wie der Autor Michael Köhlmeier beteiligten sich an einer Kampagne gegen die FPÖ.

Überhaupt versammeln sich Künstler meist in der linken Reichshälfte: 2013 warben „Tatort“-Star Harald Krassnitzer, Felix Dvorak und Moderator Alfons Haider für die SPÖ. Noch größer war die Künstler-Hilfe im Hofburg-Wahlkampf 2016 für Alexander Van der Bellen: Conchita Wurst, Klaus Eberhartinger, Christoph Waltz, André Heller, Manuel Rubey und etliche andere Starkünstler traten für den Ex-Grünen ein - und gegen die Freiheitlichen.

Kaum Schützenhilfe für die FPÖ
Die bekommen - mit wenigen Ausnahmen wie Schlagerstar Andreas Gabalier und dem deutschnationalen Maler Odin Wiesinger - überhaupt kaum Schützenhilfe aus der Kunstszene.

Klar im Rückstand in puncto Künstler-Unterstützung ist übrigens auch die ÖVP: Einer der prominentesten Helfer war noch Schauspieler Peter Simonischek im EU-Wahlkampf 2014.

Doch was bringt es Parteien eigentlich, wenn Stars für sie zu Felde ziehen? „An Stimmen wohl nicht viel“, sagt Politikwissenschaftler Peter Filzmaier. Denn hierzulande sei die Kultur, dass sich Promis parteipolitisch deklarieren, noch nicht so stark ausgeprägt. Wohl aber können mit gezielten Promi-Aussagen Themen gesetzt werden - wie im Fall Hörbiger, so Filzmaier: „Denn jetzt wird am Tag des ORF-Sommergesprächs der SPÖ-Chefin nicht über den Mindestlohn geredet, sondern über das Misstrauensvotum.“

Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung

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