Genau wie Glyphosat

Studie: Nachtarbeit wahrscheinlich krebserregend

Wissenschaft
23.08.2019 09:57

Arbeiten, wenn andere schlafen: Krankenpfleger, Fließbandarbeiter oder Flugbegleiter machen beruflich regelmäßig die Nacht durch. Für den Körper ist das nicht nur wegen Müdigkeit besonders belastend, sondern wahrscheinlich sogar krebserregend, wie die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) jüngst auf Basis neuer Studien bestätigte. Allerdings sind dazu noch viele Fragen offen.

Das Arbeiten in Nachtschicht fällt damit in die Gruppe 2A - wahrscheinlich karzinogen. Dazu gehören auch etwa der umstrittene Pflanzenschutz-Wirkstoff Glyphosat und der Verzehr von rotem Fleisch. Wie die Agentur mit Sitz in Lyon erklärt, gebe es „eingeschränkte Nachweise“, dass Nachtarbeit zu Tumoren in Brust, Prostata und Darm führen könne. Die Einstufung gilt aber nicht als Risikobewertung, wie die Agentur betont.

Keine Angaben über das genaue Risiko
Denn Aussagen über die Wahrscheinlichkeit, mit der Nachtarbeit Krebs auslöst, sind schwer. Die Bewertung der Experten könne lediglich die Frage klären, ob nächtliche Schichtarbeit einen Einfluss auf das Krebsrisiko hat, sagt der an der IARC-Einstufung beteiligte Hajo Zeeb, der Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie im deutschen Bremen.

„Wie groß der Einfluss der Nachtarbeit auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit dieser Einschätzung nicht klären. Dazu bräuchte es eine sogenannte Risikobewertung.“ Außerdem würden individuelle Aspekte einer einzelnen Person in Schichtarbeit bei der Bewertung nicht berücksichtigt, sagt Zeeb. Bedingt durch die Studiendesigns ließen sich auch andere Erklärungen für Krebserkrankungen nicht völlig ausschließen. Die IARC hatte Nachtarbeit erstmals 2007 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.

Zellveränderungen bei gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus
Bisher waren die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Schichtarbeit generell krebserregend sein könnte. Die neuen Studien zeigten nun aber, dass vor allem jene Arbeit zu Zellveränderungen führen kann, bei der der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird. Die Neubewertung für die IARC übernahm eine Arbeitsgruppe aus 27 Wissenschaftlern aus 16 Ländern. Die Experten analysierten dafür die wissenschaftliche Literatur und Studien.

„Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema“, so Zeeb, der Teil dieser Expertenkommission war. Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hochkompliziert."

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