Blick unter das Kostüm

Das Oediputzerl ist eine Bühnen-Nomadin

Salzburg
23.08.2019 13:13
Sie ist das unbekannteste Gesicht dieser Festspiele, obwohl sie in Freyers Oedipe-Inszenierung 40 Minuten auf der Bühne ist: Die 1993 geborene Katha Platz mimt das Riesenbaby, sozusagen das Oediputzerl. Am morgigen Samstag schlüpft sie letztmals in das „Ganzkörper-Kondom“ aus Schaumstoff.

Neuland sind die Festspiele für Katha Platz nicht, im Vorjahr war sie bei der Bassariden-Produktion dabei. „Heuer hat man mich kontaktiert, man suchte eine kleine, akrobatische Tänzerin“, lacht die Stuttgarterin. Dass man Kleinheit suchte, sie misst 156 cm, war für sie in keiner Weise diskriminierend. „Für manche Rollen braucht man besonders große, für andere eher kleine Darsteller. Das ist okay.“ Dennoch war sie anfangs ein wenig geschockt, als sie mit den Proben für Enescus Oedipe begann. „Mit Tanz hat das eigentlich nichts zu tun, und bis auf ein, zwei Überschläge auch kaum mit Akrobatik. Ich krabble ja fast die ganze Zeit, eben wie ein Baby, über die Bühne.“ Dafür hat sie das Verhalten von Kleinkindern „auf Video und in echt“ studiert.

Morgen ist Derniere, dann schlüpft sie letztmalig in ihre Schaumstoffhaut. Mit einem Kopf, der an eine Imkermaske oder ein Schmetterlingsnetz erinnert. „Anziehen geht ja noch, aber wenn man danach Schweiß triefend rauswill, braucht man Hilfe, damit man das Ding von den Beinen runterkriegt.“

Gleichwohl hat sie sich mit der Welt der Mythen beschäftigt – auch Hauptdarsteller Christopher Maltmans Bewegungsabläufe angeschaut. „Damit das mit mir ein wenig übereinstimmt.“ Salzburg ist ihr wie Madrid ans Herz gewachsen, der jungen Frau, die schon mit 12 in ein Sport- und Tanzinternat in Essen ging und gerne auf Achse ist. „Ich habe nicht wirklich einen festen Wohnsitz – ich bin Bühnen-Nomadin.“ Darum geht es direkt nach der letzten Vorstellung von Salzburg nach Rostock, wo sie bis Dezember am Volkstheater, „eigentlich die dortige Staatsbühne“, angeheuert hat. „Und ich weiß wieder nicht, was mich für eine Rolle erwartet.“

In Salzburg liebt sie die Königsseeache und hofft auf ein Wiedersehen im Jubiläumssommer. 

Roland Ruess
Roland Ruess
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