Debatte über FPÖ

Mölzer: „Bin ich im falschen Film?“

Politik
21.08.2019 19:00

Wie sieht die Zukunft des ehemaligen FPÖ-Chefs und Vizekanzlers Heinz-Christian Strache nach dem Ibiza-Skandal aus? Diese Frage stellte Katia Wagner im ersten #brennpunkt-TV-Talk nach der Sommerpause (siehe Video oben) ihren Gästen Andreas Mölzer und Robert Lugar (beide FPÖ), „Krone“-Redakteurin Doris Vettermann und Meinungsforscher Christoph Haselmayer von OGM. Während die einen eine Rückkehr aufs politische Parkett gänzlich ausschließen, wollen andere einen etwaigen Gerichtsprozess abwarten. Die Highlights sehen Sie im Video oben, die gesamte Sendung finden Sie hier.

Zwar habe es schon noch schlimmere Zeiten gegeben, aber dass die FPÖ zu einem „Hassobjekt in der politischen Landschaft“ geworden sei, will das freiheitliche Urgestein Andreas Mölzer nicht abstreiten. „Das auch nicht ganz zu Unrecht.“ Der 66-Jährige ging - wie bereits in mehreren Wortmeldungen zuvor - auch im „Krone“-Studio mit der FPÖ hart ins Gericht. Nach Bekanntwerden des Ibiza-Videos habe er sich erst einmal gefragt, ob er womöglich „im falschen Film“ sei. Für Ex-Parteichef Strache gelte nun: „Weniger ist mehr.“ Er müsse schauen, „dass er nicht noch mehr kaputtmacht“, ruft ihn der erfahrene Mölzer auf, nicht zu viel Unruhe in die Partei zu bringen. „Das kenne ich ja von Haider. Das sollte der liebe Heinz-Christian Strache lieber vermeiden.“

Mölzer: „Wesentlich ist das Überleben als respektable Größe“
Für die FPÖ sei nun „das Überleben bei der Wahl als respektable Größe“ wesentlich. „Das Drehbuch für die FPÖ-Gegner lautet: Herbst 2002“, ist sich der 66-Jährige sicher, dass sich die Konkurrenz eine erneute Parteispaltung wünsche. „Aber dieses Drehbuch wird es nicht spielen.“

Es gelte jetzt, so Mölzer, die Glaubwürdigkeit der Partei nicht aufs Spiel zu setzen. Nach der Wahl werde es am vernünftigsten sein, wenn wieder ÖVP und FPÖ eine Koalition bilden würden. Aber: „Diese Harmonie, die wir in der letzten Regierung immer gesehen haben, war eine vorgegaukelte. Vielleicht hat‘s die freiheitliche Seite wirklich geglaubt, weil wir sind ja naiver.“ Eine solche Inszenierung könne es nun nicht mehr geben, denn: „So deppert sind die Leute nicht, dass sie das wieder glauben.“

Lugar: „Strache hat eine Bekanntheit wie der Papst“
FPÖ-Nationalratsabgeordneter Robert Lugar muss um Vorzugsstimmen kämpfen, um nach der Wahl wieder im Plenarsaal Platz nehmen zu dürfen. Seinen Aussagen zufolge ist er „sehr zuversichtlich“, dass ihm das gelingen wird. In der Sendung zeigte der Mann, der schon bei verschiedensten Parteien unterkam, vor allem als größter Befürworter Straches auf. „Er äußert sich, weil Leute auch hören wollen, was er sagt. Wo er das tut, ist ja unerheblich“, so Lugar zur Diskussion um Straches Facebook-Seite. „Da er in Österreich eine Bekanntheit hat wie der Papst, wird er auch gehört. Deshalb muss man ihn sinnvoll einbinden und ich glaube, dass es da auch schon einige Überlegungen gibt.“

Im Gespräch über mögliche Koalitionsvarianten zog Lugar er einen recht interessanten Vergleich. „In einer guten Ehe streitet man sich auch, aber halt nicht vor den Kindern. In einer guten Zweck-Koalition streitet man sich nicht vor den Wählern. Das erwartet sich der Bürger, der glaubt ja nicht, dass wir uns lieben. Ich glaube auch, dass nach der nächsten Wahl Interessen uns wieder zusammenbringen werden. Aber nur Interessen, keine Liebe“, plädierte er für eine Neuauflage von Türkis-Blau.

Haselmayer: „Thema Ibiza eigentlich abgefrühstückt“
Meinungsforscher Christoph Haselmayer von OGM erklärte, dass das Ibiza-Video bei der Bevölkerung zwar wie eine Bombe eingeschlagen habe, mittlerweile sei das Thema in der breiten Bevölkerung aber „abgefrühstückt“. „Da gibt es jetzt keine Aufregung mehr, das holt jetzt niemanden mehr hinterm Ofen hervor.“ Die Freiheitlichen hätten zwar „natürlich ein Minus in der Kernwählerschaft“ zu beklagen, „aber nach so einer politischen Bombe ist das Ergebnis eigentlich relativ gut“.

Auch Haselmayer hält eine Neuauflage von Türkis-Blau nicht für unmöglich. „Nach Ibiza ist Türkis-Blau abgestürzt - derzeit ist es wieder die beliebteste Koalitionsform der Österreicher. In einem Wahlkampf wird viel gesagt, das dann am Ende wieder unter den Teppich gekehrt wird.“

Vettermann: „Rasche Rückkehr halte ich für ausgeschlossen“
„Krone“-Redakteurin Doris Vettermann hält eine rasche Rückkehr Straches auf das politische Parkett für „sehr unwahrscheinlich oder gar ausgeschlossen“. Es gebe allerdings das Gerücht, wonach er für die Wien-Wahl eine eigene Partei gründen könnte. „Ich denke, dass er der Partei im Moment mehr schadet als nutzt. Einen Maulkorb kann man ihm aber schlecht verpassen. Man könnte ihn noch ausschließen, aber das wäre vermutlich auch nicht schlau.“

Ein allzu schlechtes Abschneiden der Freiheitlichen erwartet sich unsere Kollegin dennoch nicht. „Wenn man nach dem Ibiza-Skandal nicht ganz fürchterlich verliert, wird man durch gar nichts anderes mehr furchtbar verlieren.“ Eine erneute Koalition zwischen ÖVP und FPÖ hält sie dennoch für recht unwahrscheinlich. „Ich glaube, diese inszenierte Harmonie wird man nicht mehr rüberbringen, das wird sich sicher nicht mehr ausgehen. Nein. Wenn es sich ausgeht, würde man Türkis-Grün wahrscheinlich versuchen.“

Was denken Sie über die Pläne von Heinz-Christian Strache? Würden Sie ein politisches Comeback befürworten? Diskutieren Sie im krone.at-Forum oder auch auf Facebook und Twitter unter dem Hashtag #brennpunkt mit!

Sämtliche Ausgaben unseres Talk-Formats „Brennpunkt“ - immer mittwochs um 19 Uhr hier auf krone.at und um 22 Uhr auf n-tv Austria - mit Moderatorin und Kolumnistin Katia Wagner zum Nachsehen sowie Highlight-Videos finden Sie unter krone.at/brennpunkt.

Thomas Zeitelberger
Thomas Zeitelberger
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