Politwirbel

Fällt Liezener Spitalsprojekt ins Wasser?

Steiermark
17.08.2019 12:27

Paukenschlag rund um das Zentralspital in Stainach-Pürgg: Laut „Krone“-Recherchen könnte das Grundstück, auf dem das obersteirische „LKH neu“ stehen soll, für eine Bebauung ungeeignet sein. Dem Mammutprojekt droht damit eine gewaltige Kostenexplosion - ein externer Gutachter soll die Lage nun neu bewerten. Die „Krone“-Story hat am Samstag einen veritablen Politwirbel ausgelöst.

Unter keinem guten Stern steht das Regierungs-Prestigeprojekt Leitspital Liezen, das die drei bestehenden Krankenhäuser Rottenmann, Bad Aussee und Schladming ab 2025 ersetzen soll. Zum einen ist der Widerstand in der Region nach wie vor groß - bei einer Volksbefragung lehnten zwei Drittel der Bevölkerung das Vorhaben ab -, zum anderen steht das in Stainach-Pürgg geplante Spital nun auch noch wegen möglicher Planungsfehler auf wackeligen Beinen. Sehr wackeligen sogar - denn das Grundstück, das dem Land von der Forschungsgesellschaft Joanneum empfohlen wurde, ist aktuellen Recherchen der „Steirerkrone“ zufolge für eine Bebauung möglicherweise völlig ungeeignet!

Die Gründe: zum einen die für das Ennstal typischen Feuchtwiesen, zum anderen die schwer kalkulierbare Wettersituation mit viel Niederschlag. Sowohl Bewohner als auch Fachleute befürchten bereits, dass ein Bau dieser Größenordnung an der geplanten Stelle (südlich des Bahnhofs Stainach) nicht realisierbar ist.

Die Kosten könnten auf 500 Millionen ansteigen
Und wenn, dann nur unter einer enormen baulichen Kraftanstrengung, die allerdings eine Kostenexplosion ins Unermessliche – Schätzungen sprechen sogar von 500 Millionen Euro, also einer Verdoppelung der ursprünglich veranschlagten Summe! – bedingen würde. Konkret müsste man das Zentralspital auf Betonpfähle stellen, die tief in die Erde getrieben werden. Ein finanzieller Drahtseilakt (siehe auch Interview auf der nächsten Seite)! Naturschutz-Experte Johannes Gepp zur „Steirerkrone“: „Im Ennstal in solchen Dimensionen zu bauen, ist eben mit einem großen Risiko behaftet, das war klar.“

Für die Verantwortungsträger im Land wird es nun eng, wie auch der Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark, Michael Koren, bestätigt: „Wir haben Kenntnis davon, dass das ausgewählte Grundstück womöglich tatsächlich nicht das geeignetste ist. Deshalb wurden wir auch bereits tätig und haben ein hydrologisches Expertengutachten in Auftrag gegeben. Es werden Schürfungen vorgenommen, im Herbst sollen die neuen Erkenntnisse am Tisch liegen.“ Nachsatz: „Wir sind ja nicht blauäugig“

Für die FPÖ – politischer Projektgegner der ersten Stunde – eine Steilvorlage: „Die ursprüngliche Kostenkalkulation wird kaum zu halten sein, dem Steuerzahler drohen Mehrkosten in Millionenhöhe. Landesrat Drexler darf die Steirer nicht länger im Dunklen lassen und muss die aktuelle Kostenplanung hinsichtlich der Zentralklinik im Bezirk Liezen offenlegen“, poltert der blaue Gesundheitssprecher Arnd Meißl. Eine dementsprechende Anfrage mit den brisantesten Eckpunkten soll noch heute schriftlich eingebracht werden.

Heftige Politreaktionen
Die „Steirerkrone“-Enthüllung hat am Samstag für heftige politische Reaktionen gesorgt. FPÖ-Chef Mario Kunasek forderte via Aussendung eine außerordentliche Sitzung des Gesundheitsausschusses. Und: „Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer muss ein Machtwort sprechen!“

Geharnischt auch die Reaktion der Grünen. Chef Lambert Schönleitner: Das Projekt entwickle sich zu einem Fass ohne Boden - „und das vor dem Hintergrund der desaströsen Budgetlage des Landes.“

Einigkeit - vorerst - demonstrierten dann Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) und Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ), die eine Kostengarantie abgaben. Sie bestätigten aber die „Steirerkrone“: 

„Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass der Bau auf dieser Fläche wegen der Bodenbeschaffenheit die budgetären Planungen übersteigen würde, werden wir ein anderes Grundstück auswählen."

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